Feigenblatt-Veloförderung

Diesen Text habe ich heute als Leserbrief der «Neuen Luzerner Zeitung» geschickt. Er bezieht sich auf einen Artikel über das Mietvelo-System, das die Firma Nextbike ab 1. Mai 2010 in Luzern anbietet. Erschienen ist er am 21. April 2010.

«Schön, dass es in der Stadt Luzern ab 1. Mai Mietvelos für wenig Geld gibt. Und praktisch, dass das ausgeliehene Velo an einem beliebigen Standort zurückgegeben werden kann. Nur so ist das Angebot attraktiv. Unverständlich ist dagegen, dass die Firma, die es zu Verfügung stellt, für die dafür notwendigen Parkplätze der Stadt nichts bezahlen muss. Dürfte ich denn für mein Elektro-Taxi einen Gratis-Standplatz beanspruchen, wenn ich eines betriebe? Schliesslich würde ich damit ebenso die abgasfreie Mobilität fördern! Selbstverständlich nicht. Das Taxigewerbe würde umgehend zu einer Protestfahrt vors Stadthaus aufrufen.

Den Velofahrenden hingegen darf man von den ohnehin knappen und deshalb chronisch überbelegten Veloparklätzen ohne Wenn und Aber 140 Stück (so viele Mietvelos stehen zur Verfügung) an bester Lage wegnehmen. Dass sie ‹von anderen Velofahrern weiterbenutzt werden könnne›. wie Stadträtin Ursula Stämmer sagt, ist da ein schwacher Trost. Sollte sie indessen damit rechnen, dass die Mietvelos rund um die Uhr unterwegs sind, ist ihr zumindest einiger velophiler Optimismus zuzugestehen.

Nein, Gratis-Parkplätze für ein Unternehmen, das mit Mietvelos Geld verdienen will, sind keine wirkliche Veloförderung. Mutig wäre es hingegen, für die Mietvelos ein paar Autoparkplätze aufzuheben. Doch halt auch unpopulär. ‹Den Veloverkehr im urbanen Raum sichtbarer zu machen› und ‹neue Nutzerinnen und Nutzer aufs Velo zu bringen›, wie dies Ursula Stämmer will, geschieht, indem sichere und schnelle Veloverbindungen geschaffen und genügend gedeckte Abstellplätze eingerichtet werden.»

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