Das «Mounty» feiert Geburtstag: Vor einem Vierteljahrhundert erstmals in die Schweiz importiert, seien die trendigen Sport- und Fitness-Velos heute unangefochtene Spitzenreiter der Neuvelo-Verkaufshitparade und machen rund die Hälfte des Fahrrad-Gesamtbestandes aus, schreibt die Schweizerische Fachstelle für Zweiradfragen in einer Medienmitteilung. Das erinnert mich an eine Geschichte, an der ich mich bis dato ebenso freue wie sie mein Gewissen belastet. Denn womöglich hat sie seinerzeit, 1999, zum Niedergang der Velofabrik Mondia beigetragen. Doch dafür kann ich – eigentlich – nicht. Dass den Velofabrikanten aus Balsthal 1987 an mir 400 Franken verloren ging, lag am damaligen vor lauter Mounty-Begeisterung buchhalterisch nachlässigen Herrn Direktor. Sein Name ist mir entfallen, er möge mir nachträglich vergeben.
Das Kuwahara im Panda
Also: Weshalb ich damals als Jung-Redaktor der «Zürichsee-Zeitung» auf diese neuen Velos kam, weiss ich nicht mehr. Jedenfalls orderte ich mit Kollege Ernst Hilfiker zu Testzwecken in Gränichen ein Tigra (für Ernst) sowie (für mich) ein Kuwahara bei Importeur Mondia in Balsthal, das ich irgendwie in den Kofferraum meines Fiat Panda brachte. Kuwahara: Wer erinnert sich denn noch an diese Marke? Einen Nachmittag lang testeten wir brav und begeistert, hopsten über ganz ganz kleine Hügelchen und fanden die zugstarken Cantilever-Bremsen wirklich toll. Am Ende entstand daraus eine ganze Zeitungsseite (Ausschnitt siehe Bild, Download hier). Während Kollega Ernst sein rot-weisses Tigra brav retournierte (sein Peugeot 205 GTI war ihm lieber), wollte ich das Kuwahara nicht mehr hergeben. Der Herr Direktor war damit einverstanden und fragte am Telefon, ob ich mit einem Preis von 400 Franken einverstanden sei (die Margen müssen damals schon grossartig gewesen sein…). Natürlich war ich und fuhr fortan, in Erwartung einer Rechnung im Briefkasten, per Kuwahara von meinem Wohnort Meilen nach Stäfa in die Redaktion.
700 Franken Gewinn
Doch die Rechnung traf nicht ein. Kam nicht und blieb aus, wurde beiderseits vergessen und von mir verdrängt. Ein Jahr verging, die Angelegenheit dünkte mich verjährt und das Kuwahara sowieso schon bald nicht mehr das höchste aller Gefühle, sodass ich selbiges ohne rot zu werden ein Jahr später… … per Anschlag im örtlichen Migros-Laden zum Verkauf anpries. Für 700 Franken. Ein Käufer liess nicht lange auf sich warten. Das Ding war schliesslich gut gepflegt und ein ebenbürtiges Neues schlug damals im Fachhandel mit zirka 1500 Franken zu Buche.
Ich freute mich spitzbübisch. Die Sünde schien mir keine zu sein, zumal der Erlös allsogleich in die Förderung der Schweizer Velowirtschaft floss: Ein mintgrünes Tigra-Citybike mit kompletter XT-Ausstattung. Dieses Bike begleitete mich ein weiteres Jahr später bis an die Südspitze Griechenlands. Das Ende von Tigra vermochte mein Kauf allerdings nicht zu verhindern, bestenfalls zu verzögern. Villiger, Tigra und Arrow gehören seit 2003 zum Markenportefeuille des US-Herstellers Trek.
1 Kommentar
Über die Reifenmarke „Inflate To“ hätte ich gern mehr erfahren! 😉