Dass Velo spielt als Werbeträger die Rolle, die seinem Anteil am Strassenverkehr entspricht. Also, bestenfalls, jene eines Statisten. Hierzulande sieht man vielleicht mal vor einer Abstimmung über ein Umweltthema ein paar Überzeugte mit Tafeln rumkurven, die sie mittels Kabelbindern ins Rahmendreieck geheftet haben. Damit hat sichs aber auch schon.
Der junge Wiener «Werbemittel- und Ankündigungsunternehmer» Bernhard Eder (sowas gibts dort, Zitat aus der Medienmitteilung) hat da eine bessere Idee: Sein Ding heisst Cycloscreen und soll seinen «AuftraggeberInnen höchste Aufmerksamkeit» verschaffen.
Und so funktionierts:
Eders Firma ist exklusiver Vertriebspartner für Österreich und Schweiz. Erfunden hat ers nicht, «leider», meint Eder; macht nichts, findet der Velofahrer. Strom kommt aus leistungsstarken Lithium-Polymer-Akkus. Details mag Bernhar nicht preisgeben – logisch. Nur so viel: Die Sujets lassen sich beliebig erstellen und ändern. Die Hardware wird direkt in den Speichen montiert, die Spots werden vom Rechner auf den Prozessor am Laufrad gespielt.
Ein Magnetsensor errechnet anhand der Umdrehungsszahlen die wackelfreie Bildwiedergabe zwischen 15 und 45 km/h. Möglich sind 90 Sekunden animierte Bilder (Videos) im Dauerloop über mehrere Stunden. Es lassen sich Videospots und Bilder mit einer Farbtiefe bis zu 4096 Farben durch die City transportieren.
Wenns dunkelt wird, entfaltet Cycloscreen seine volle Wirkung. Darin liegt auch schon der (kleine) Haken: Je velofreundlicher das Wetter, desto kürzer die Nacht. Will heissen: Für das Konzert, das an einem schönen Juliabend um 21 Uhr beginnt, lässt sich schlecht die Stunde zuvor n’bisschen Leuchtrad-Werbung machen.
Doch diese Kritik ist spitzfindig, denn Meister Eder (diese Pumuckl-Assoziation kommt dem geschichtengestählten Familienvater, welcher der Velofahrer ist, halt eben), Bernhard Eder bringt da eine toll-originelle Sache auf den Markt. Sowas zieht Blicke auf sich. O-Ton Bernhard: «Mobile Werbung, wie sie bis dato nicht denkbar war. Ein bunt gestaltetes Auto und statische Werbeflächen waren gestern – bewegte Bilder sind die Innovation der Stunde.»
Für den Privatgebrauch zu teuer
Zurzeit erprobt Eder für Wien ein Konzept zur preiswerten Ankündigung von diversen Kulturevents, querfinanziert durch Bewerbung von Produkten. Was der Spass kostet, ist nicht so klar: Die Preisgestaltung sei von vielen Faktoren abhängig, sagt Eder. Im Prinzip verkaufe er das System, also die Hardware, und das dazugehörige Gewusst-Wie. Eder hat im Laufe des letzten Jahres ein Ready-to-use-Konzept erarbeitet, das Angebot richtet sich derzeit vor allem an Werbepartner im B2B Bereich, die damit Kampagnen rasche umsetzen können.Für den privaten Endverbraucher werde Cycloscreen aber vermutlich nicht interessant sein, da es – siehe oben -Programmierkenntnisse, grafisches und handwerkliches Geschick voraussetzt und – nun wirds konkreter – «doch auch finanziell recht aufwändig» sei.
Und wie robust ist Cycloscreen? «Jein», meint Bernhard, «es ist wind- und wetterfest und hält mechanischen Strapazen stand, ist aber dennoch Hochtechnologie und muss entsprechend umsichtig behandelt und gewartet werden. Also wenn jemand einen Randstein oder ein Auto rammt und dann weiterfährt, wird das dem System eher nicht gut tun.»
Letzte Frage: Ob die Sache überhaupt legal ist? Müsste für die Schweiz noch herausgefunden werden.