Wer auf das Velo umsteigt, ist schneller

Die lange Zugsfahrt in den Frühling (Sonne tanken am Lago Maggiore) liesst Zeit zum lesen. Davon dies:

Erstens:

«Shopping in New York ist kein Menschenrecht», titelt die NZZ am Sonntag einen Meinungsbeitrag des Zürcher ETH-Professors Lino Guzzella. Der Hunger nach Mobilität sei offensichtlich unstillbar, stellt Guzzella fest, doch das Recht auf Mobilität dürfe nur innerhalb vernünftiger Grenzen ausgeübt werden. Richtig. Die technischen Fortschritte und neue Energiequellen seien zwei Faktoren, um die Mobilität umweltverträglicher zu machen, stellt er fest. Worum es aber wirklich gehen wird, dies erwähnt Guzzella erst als letztes: «Die dritte Säule», schreibt er, «ohne die es nicht gelingen wird, ist ein Mentalitätswandel in uns allen.» Übersetzt heisst das: Entscheidend ist, ob ich mit dem Auto zur Arbeit fahre, weil es eben bequem ist; ob ich zu Aldi und Lidl motore, bloss weils ein bisschen billiger ist, und ob ich mein Ferienziel so wähle, dass ich kein Flugzeug brauche, um das Gepäck zu transportieren. Ich weiss ich weiss: Es gibt einen Unterschied zwischen wollen und müssen. Wenn aber all jene, die bloss wollen, mal n’bisschen verzichten, kommen jene, die wirklich müssen (und zu denen zähle ich mich immer mal wieder auch) erst noch schneller ans Ziel.

Zweitens:

Der neue «Zeitpunkt», die Zeitschrift «für intelligente Optimistinnen und konstruktive Skeptiker», befasst sich in seiner 112. Ausgabe mit dem Thema «Downsizing. Wege aus der Wachstumsfalle».  Darin zieht Herausgeber Christoph Pfluger unter anderem das Velo für einen Vergleich bei. Und bringt die Sache dergestalt so schön auf den Punkt, dass ich ihn hier gerne zitiere:

«Ein illustratives Beispiel dafür (es geht an dieser Stelle um das Wirtschaftswachstum und die Frage, ob dieses den Bedürfnissen der Menschen entspreche) ist das Auto mit seinen horrenden Kosten, den Millionen von Verkehrsopfern und den unübersehbaren Umweltschäden. Es wird gefördert, weil es unwirtschaftlich ist. In der Tat: Wer auf das Fahrrad umsteigt, kommt schneller voran, wenn man die Arbeitszeit zur FInanzierung des Autos mitrechnet. Und er lebt gesünder und spart Kosten, die die Gesellschaft für den motorisierten Verkehr übernimmt. Das Problem des Umstiegs ist die Infrastruktur, die an vielen Orten mittlerweile ein Leben ohne Auto erhebliche erschwert.»

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