«Teens mögen keinen Velohelm», titelt im heutigen «Tages-Anzeiger» (TA) die Journalistin Liliane Minor ihren Kommentar zur Velohelm-Diskussion, die Bundesbern vergangene Woche (wieder) losgetreten hat. Minors Artikel hat im TA die übliche heftige Diskussion ausgelöst. Die Befürworter sorgen sich um die Köpfe der Velofahrenden (Zitat: «Kluge Köpfe schützen sich, bei den anderen hat es nichts was sich schützen liesse»), derweil die Gegner sich auf die Logik berufen oder nach Australien verweisen. Ein Leser schreibt, «mit derselben Logik liesse sich auch begründen, weshalb auch alle Fussgänger ab sofort einen Helm tragen müssen (meine Mutter erlitt vor ein paar Jahren bei einem Sturz als sie zu Fuss unterwegs schwere Kopfverletzungen). Wollen sie das?» Ein anderer kontert Richtung Bern: «Unfallfolgen sind oft tragisch.Die Aussage,dass ein Velohelm solche verhindern kann ist jedoch reine Spekulation und wurde bisher nicht wissenschaftlich belegt. Gesetze auf der Basis von Annahmen zu erlassen ist fragwürdig, zumal die überwiegend negativen Folgen eines Helmobligatoriums in Ländern wie Australien klar belegt sind.»
Das alles ist bekannt. Der Disput lenkt aber davon ab, was wirklich diskutiert werden müsste, was wirklich zu fördern wäre, was die Sicherheit der Velofahrenden wirklich verbessern würde. Liliane Minor kommt darauf im letzten Abschnitt ihres Kommentars zu sprechen, den sie mit dem Zwischentitel einleitet, das geplante Helmobligatorium sei bloss ein Feigenblatt.
Zitat: «Wer wirklich Abhilfe schaffen will, der muss radikaler zu Werke gehen. Verkehrsflächen zu entflechten, ist nur eine denkbare Variante. Eine andere wäre es, alle Beteiligten zu mehr Aufmerksamkeit zu zwingen, indem viel weniger signalisiert wird als heute. Vor beiden möglichen Schritten aber schreckt die Politik zurück, denn der eine kostet Geld, der andere Wählerstimmen. Da ist es einfacher, eine Helmpflicht für Kinder zu beschliessen. Dann kann man sich beruhigt zurücklehnen. Man hat ja das Problem erkannt und etwas getan. Auch wenn es nur ein Feigenblatt ist, das man sich umgehängt hat.»
Am Tag, an dem im Kanton Luzern ein neuer Autobahnanschluss für 125 Millionen Franken eröffnet wurde, ist dieser Feststellung nichts beizufügen.