Der Velofahrer mailt… Helmut-Maria Glogger

Den «Blick am Abend» liest der Velofahrer, weil er eben gratis ist und solch seichte Lektüre nach langen Tagen nicht selten das eben noch Erträgliche ist. Weniger seicht, vielmehr oft ein Ärgernis ist allerdings Helmut-Maria Gloggers Kolumne «Glogger mailt…» auf der letzten Seite. Der gute Herr meint, zu allem und jedem eine Meinung zu haben, was häufiger peinlich denn originell daherkommt. Seis drum, man hat ja nichts dafür bezahlt.

In der heutigen Ausgabe wendet sich Herr Glogger an Stadtrat Daniel Leupi, der für das Verkehrswesen in Zürich und also auch für die Rowdys auf zwei Rädern daselbst (mit-)verantwortlich ist. Glogger ärgert sich: «Besonders widerlich» seien «die Hardcore-Drahteselisten mit dem steifen Rücksitz und den Hühneraugen im Auge». Und neuerdings gefährdeten «Spät-Pubertierende und Frührentner den Asphalt: die Elektromotortreter», welche Geschwindigkeit und Bremsen in die Hand kriegten.

Drahteselist: Die Wortschöpfung ist zumindest fantasievoll. Was mich betrifft: Auch ich nehme mir, durch die Stadt pedalierend, die eine und andere Freiheit heraus. Solange ich aber nur den Asphalt gefährde, sollte dies Herrn Glogger nicht kümmern. Vielleicht mailt er ein nächstes Mal dem Baudepartement seiner Stadt und der Verkehrlobby, auf das sich diese, zum Beispiel an Kopenhagen, ein Beispiel daran nehme, wie Zürich nämlich dergestalt umgebaut werden könnte, dass kein velofahrender Zeitgenosse sich mehr von irgendeinem Kolumnisten irgendeiner Gratiszeitung verunglimpfen lassen muss, bloss weil er frohen Mutes an einer Autokolonne vorbeifährt und an der nächsten Kreuzung seinen Vortritt geniesst.

Vielleicht schenkt Pro Velo aber auch Herrn Glogger drei Tage Gratis-Velofahren in Zürich. Damit jemandem ein Licht aufgeht, weshalb mancher Zweiradfahrer manchmal zum Hardcore-Drahteselist wird.

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