Heissa, das war aber eine Überraschung heute morgen. Da strebt doch die Velofahrerin, des Velofahrers treuliebe Gemahlin, frohen Schrittes dem Bahnhof Hochdorf-Schönau zu, als sich ihr ein junger Mann, ihr wohlbekannt, mit einer Dame auf dem Gepäckträger nähert, und zwar auf einem Velo, das sie unschwer als ihr eigenes identifizieren kann. Juchui, da ist es also wieder! Gestern Abend nach dem Aussteigen aus dem Zug schmerzhaft vermisst, danach von Velofahrer und Velofahrerin eine Stunde durchs Dorf pedalierend gesucht, jedoch nicht gefunden, was das Einschlafen nicht eben leicht gemacht hat.
Von der Velofahrerin zur Rede gestellt, erklärte S. (Name der Redaktion bekannt), das Velo sei halt «dort in der Wiese gelegen». Was natürlich eine schamlose Lüge war, denn zwischen dem Wohnort von S. und dem Bahnhof existieren keine Wiesen, auf denen Fahrräder gemeinhin herumzuliegen pflegen. Da hätte S. schon einen gewaltigen Umweg in Kauf nehmen müssen.
Nun, die Velofahrerin nahm ihr geliebtes Zweirad, eines dieser ewig haltenden Kogas, World Traveller, Jahrgang 1992, freudvoll zurück, schloss es ab und stieg in den Zug, um es Abends zuhause im sicheren Schopf zu platzieren.
Polizei und Versicherung hätte sie natürlich unter die Nase gerieben, das Ding wäre abgeschlossen gewesen.
Das Artikelbild zeigt die Velofahrerin (ganz links) auf ihrem Koga 1997 auf einer Velotour durch die mecklenburgische Seenplatte.