Rahmenbau, Teil 1: Planen, drehen, fräsen

Der Autor dieses Gastbeitrags, Fabian Thali, mit der einen Schiene seiner selbst gebauten Rahmenlötlehre. Das Rahmenrohr wird zwischen die beiden Halterungen gespannt.

Sehr geehrte Leserinnen und Leser, ich fühle mich geehrt, als Gastautor auf diesem Blog ihr Interesse wecken zu dürfen. Zur Person: Ich bin Fabian Thali, 21 Jahre alt und arbeite als Polymechaniker bei Schurter AG in Luzern (verkürzte Lehre nach der Matura). Wie anhand des Nachnamens unschwer zu erkennen ist, bin ich der Sohn des Betreibers dieses Blogs, was auch mein Interesse und Begeisterung fürs Velo und und die Fahrradtechnik erklärt: Beides wurde mir in die Wiege gelegt und stets gefördert. So wurde ich zum Beispiel schon im zarten Alter von zehn Jahren mit einem gelben Raleigh bestückt über den Sustenpass gejagt…

Ein Fixie oder Single Speed muss es sein

In diesem Beitrag geht es um den Rahmenbau. Das Ganze begann vor etwa einem Jahr: Beim gemeinsamen Mittagessen mit meinem langjährigen Kollegen Jonas Elmiger (ebenfalls Polymechaniker) kamen wir auf Velos, genauer gesagt Fixies und Single Speeds zu sprechen (dabei handelt es sich um Fahrräder, die nur einen einzigen Gang besitzen, normalerweise keine Bremsen, Gepäckträger, Schnickschnack, sehr simpel und elegant und daher momentan sehr in). Ich kannte diese Art von Fahrrädern und hatte schon  seit längerem mit dem Gedanken gespielt, mir einen solchen fahrbaren Untersatz zu beschaffen.

Während wir fachsimpelten, wurde das Kernproblem bald offensichtlich: Als relativ grosse Bewohner unseres Planteten (1,90 und 1,93 m) war es für uns beide schwierig, geeignete Rahmen von alten Rennvelos zu finden, aus denen wir dann ein Single Speed oder eben Fixie aufbauen würden. Es war Jonas, der mit der Idee kam: Warum nicht selbst Rahmen löten? Das ewige Absuchen von Velobörsen wäre damit ein für alle Mal vorbei.

Drei der gedrehten Kegel, die in der Rahmenlehre die Rohre halten.
So werden die Rahmenstücke von den verschiebbaren Kegeln gehalten.

Gesagt, getan, doch: Einen geraden, präzisen Rahmen in der richtigen Grösse zu löten, ist nicht so einfach, wie man meinen könnte. Hat man die richtige Grösse ermittelt  (danke fürs Ausmessen an Velociped Kriens), Rohre gekauft und in den richtigen Längen mit Gehrungen versehen, müssen diese in den korrekten Winkel und vor allem zu einander planar aufgespannt werden, bevor alles zu einem fahrbaren Rahmen verlötet werden kann. Die Winkel am Velorahmen werden entsprechend dem gewünschten Fahrverhalten ausgewählt und zusammengepasst. Können diese beim Löten des Rahmens nicht zumindest einigermassen eingehalten werden, ergibt sich ein völlig anderes Fahrgefühl als gewünscht, was bis zur Unfahrbarkeit des Fahrrades führen kann. Daher war es schon bald offensichtlich, dass wir zuerst ein Werkzeug konstruieren mussten, mit welchem wir die Rahmenrohre in den richtigen Winkeln und eben zueinander fixieren konnten. Dies beanspruchte zahlreiche Mittagessen mit Skizzieren beim Dessert, Rat einholen bei Profis wie Fahrradbau Stolz in Zürich und schliesslich Fräsen, Bohren, Schleifen und Drehen in der Werkstatt.

Rahmenrohre aus den USA

Im Sommer dieses Jahres war es dann geschafft: Die Rahmenlötlehre, das Kernstück unseres Rahmenbaus, war fertig: Drei Schienen, aufgespannt auf einen steifen Aussenrahmen. Die erste Schiene dient zur Fixierung des Steuerrohres, auf der zweiten, mittleren Schiene werden Tretlaggerrohr sowie Sattelrohr aufgespannt und auf der letzten Schiene die Ausfallenden fixiert. Ober- und Unterrohr werden zwischen die fest fixierten Rohrstücke geklemmt. Sämtliche Schienen und Fixierungselemente sind verschieb-,  dreh- und schwenkbar, sodass sämtliche Rahmengrössen und geometrien aufspannbar sind (was vor allem der 1.95 m hohe Autor dieses Blogs mit einem dankbaren Lächeln kommentierte).

Erste Lötversuche, 40 bestellte Übungsmuffen sowie ein Liefervertrag mit dem Rohrhändler Fairing Industrial Inc. aus Chino, Kalifornien, bin ich, beziehungsweise sind wir, dem Bau unseres ersten Rahmens wieder einige wichtige Schritte näher. Dennoch gibt es einige weitere Hürden, welche zu meistern sind: Entgegen aller Erwartungen zeigte sich bei Löten der ersten Übungsmuffe, dass mit mir kein Lötmeister vom Himmel gefallen war, ausserdem stellte es sich heraus, dass es die passende Gabel weder bei Ebay noch Rose gibt, sondern dass sie in Form von Rohmaterial bei Stolz in Zürich bereit liegt…

Lesen sie mehr von Fahrradbau, Flussmittel und Fräserköpfen in «Rahmenbau Teil 2: die Gabel löten» und vom eigentlichen Rahmenbau im Beitrag «Der erste Velorahmen mit der eigenen Rahmenlehre».

Fabian Thali in seiner Werkstatt.
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