Weshalb Velofahrer länger leben

Velofahren ist das ideale Herz-Kreislauf-Training. Wer regelmässig in den Sattel steigt, senkt damit seinen Blutdruck und verringert das Herzinfarktrisiko. Drei- bis viermal wöchentlich 30 Minuten…

Velofahren ist das ideale Herz-Kreislauf-Training. Wer regelmässig in den Sattel steigt, senkt damit seinen Blutdruck und verringert das Herzinfarktrisiko. Drei- bis viermal wöchentlich 30 Minuten Velofahren verlängert das Leben in Gesundheit um etwa zehn Jahre. Dies sagt der Mediziner Martin Halle von der Universität München, der zu diesem Thema ein Buch geschrieben hat. Der Velofahrer gibt das Interview, das der deutsche Pressedienst Fahrrad (www.pd-f.de) mit Martin Halle geführt hat, leicht gekürzt wieder.

Wir werden immer älter. Wie schaffen wir es, biologisch jung zu bleiben?
Martin Halle:
Ein gesunder Lebensstil ist entscheidend: Die Kombination aus nicht Rauchen, viel Gemüse und Obst, wenig Alkohol und regelmäßigem Ausdauersport senkt allein das Herzinfarktrisiko um 80 Prozent. Alterungsfaktoren sind körperliche Inaktivität, Stress, Fehlernährung, Übergewicht, Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes und erhöhte Blutfette. Schlechte Fitness und Rauchen sind dabei die gravierendsten Faktoren. Mehr Bewegung und ein erhöhter Energieverbrauch bringen die Verjüngungsmechanismen dagegen in Schwung. Trainierte Gefässe bleiben jung.

Eine Möglichkeit: Fahrradfahren. Warum ist Radfahren so gesund?
Martin Halle: Radfahren ist das ideale Herz-Kreislauf-Training. Regelmässiges Fahrradfahren senkt den Blutdruck und verringert das Herzinfarktrisiko. Drei- bis viermal wöchentlich 30 Minuten Radfahren verlängert das Leben in Gesundheit um etwa zehn Jahre. Der Grund: Beim Radfahren pumpt das Herz zwei bis drei Mal soviel Blut durch das Gefäßsystem und die Lunge wird mit bis zu doppelt so viel Sauerstoff durchflutet als im Ruhezustand. Das fordert und reizt die Gefässe, sie werden mittrainiert und elastischer. Auch die Durchblutung in den kleinen Gefässen, die jede Zelle mit Nährstoffen und Sauerstoff versorgen, verbessert sich. Auf Dauer entstehen zudem neue Gefässe und die allgemeine Ausdauer verbessert sich. Mit Radfahren lässt sich auch der Rückgang an Knochenmasse und -dichte aufhalten, der etwa ab dem 25. Lebensjahr einsetzt. Auch für Cholesterin-Gefährdete lohnt sich dieser Ausdauersport: Das schlechte LDL-Cholesterin wird weniger, das gute HDL-Cholesterin dagegen erhöht sich – ein wichtiger Faktor gegen das Altern der Gefäße. Zusätzlich ist Radfahren gut für die Psyche – wer regelmäßig in die Pedale tritt, ist zufriedener und ausgeglichener, auch beim Stress im Beruf. Zudem hilft Radfahren beim Abnehmen und ist gerade für Übergewichtige optimal: Etwa 75 Prozent des Körpergewichts werden durch den Sattel aufgefangen und belasten die Gelenke an den Beinen nicht. Radeln ist daher eine perfekte Alternative zum Joggen.

Ist Radfahren auch der ideale Sport für ältere Menschen und solche, die lange inaktiv waren?
Martin Halle: Definitiv, denn Fahrradfahren bedeutet Mobilität mit größerem Aktionsradius. Es ist nie zu spät, um sportlich aktiv zu werden. Unterstützung kann zu Beginn auch ein Motor im E-Bike geben. Aber Achtung: Die Koordination muss stimmen, denn ein Sturz muss unbedingt verhindert werden. Um Körper und Geist langfristig jung und leistungsfähig zu halten, ist es wichtig, mehrfach pro Woche Sport zu treiben. Ausdauersportarten wie Radfahren sind dafür ideal geeignet. Menschen werden nicht krank, weil sie älter geworden sind, sondern weil sie sich nicht genug bewegen.“

Wirken sich auch kurze Radtouren positiv auf meine Gesundheit aus?
Martin Halle: Es ist besser, nur kurz Sport zu treiben als gar nicht. Auch ein zehnminütiges, tägliches Radtraining – im leichten Gang und kontinuierlich gefahren – verbessert den Kreislauf und die Herzgesundheit: Schon nach drei bis vier Wochen mit regelmäßiger Belastung steigt der Puls beim Sport weniger schnell an und das Herz schlägt im Ruhezustand langsamer. Auch die Gefässe profitieren bereits nach einigen Wochen: Ihr Durchmesser und damit der Blutdruck passt sich Belastungen besser an und die Gefäßwände werden elastischer. Ablagerungen stabilisieren sich. Damit sinkt das Risiko, dass sie sich lösen, Gefässe verstopfen und so im Extremfall einen Herzinfarkt oder Schlaganfall verursachen. Weitere positive Effekte: der Blutzuckerspiegel sinkt, die Fettverwertung steigt.

Welchen Sport treiben Sie?
Martin Halle: Täglich fahre ich mit dem Rad zum Institut und zurück, auch wenn das nur zwei Mal zehn Minuten sind. Zusätzlich fahre ich zwei Mal pro Woche den Weg zum Klinikum rechts der Isar. Da kommen dann pro Tag 15 Kilometer zusammen. Mein Faltrad nutze ich, wenn ich an mehreren Orten in der Stadt zu tun habe. Das geht schneller als mit dem Auto, ich vermeide den Stau auf dem Mittleren Ring in München und erfreue mich an der Stadt und den Leuten. Da braucht es dann am Abend kein weiteres Training im Fitnessstudio bzw. keinen Lauf um den Nymphenburger Kanal, wie ich es sonst tue. Da sind genug Gesundheitspunkte gesammelt.

Buchhinweis: Professor Martin Halle, «Zellen fahren gerne Fahrrad – Mit gesunden Gefäßen länger jung bleiben», Mosaik Verlag, gebundene Ausgabe mit 208 Seiten, Format 17 x 24 cm, zirca 60 farbige Abbildungen, ISBN 978-3-442-39225-4, zirka 24 Franken, www.das-biologische-alter.de

Bildquelle: www.pd-f.de

«Menschen werden nicht krank, weil sie älter geworden sind, sondern weil sie sich nicht genug bewegen», sagt der Münchner Mediziner Martin Halle.
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Ist Radfahren auch der ideale Sport für ältere Menschen und solche, die lange inaktiv waren?
Martin Halle: Definitiv, denn Fahrradfahren bedeutet Mobilität mit größerem Aktionsradius. Es ist nie zu spät, um sportlich aktiv zu werden. Unterstützung kann zu Beginn auch ein Motor im E-Bike geben.

Wie soll ich den letzten Satz verstehen?

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