Die «Neue Luzerner Zeitung» packt das Velo in den Kofferraum

Die «Neue Luzerner Zeitung», meine Wohl-oder-übel-Tageszeitung, bewegt sich lieber auf vier als auf zwei Rädern. Nun, man mag das bedauern, wundern sollte unsereins sich jedoch nicht. Autoimporteure und Garagen sind zahlungskräftige Inserenten, Velohersteller und deren Kundschaft hingegen bescheidener. (Wobei, in Klammern, dies natürlich eine einseitige Betrachtungsweise ist, die ausser Acht lässt, dass Velofahrer, so man sie pflegt, anderweitig durchaus zur Steigerung des Bruttosozialprodukts beitragen.) Item, die gestrige Autobeilage der NLZ (Bild) ist nun aber doch in einer Hinsicht, und dies zum wiederholten Mal, ein Ärgernis: Weil sie nämlich auch diesmal dem Velo eine Seite widmet. 1 von 24. Was daran zu kritisieren ist? Velofahrer möchten nicht beiläufig in einer Autobeilage abgehandelt werden. Sie sind kein Accessoire und nicht blosse Dachträgerzierde. Es genügt, wenn die Politik ihre Investitionen in den Strassenbau entsprechend verteilt. 1 Seite mit ein bisschen Velo in einer 24-seitigen Autobeilage: Das ist kaum mehr als ein Feigenblatt aus Zeitungspapier.

Zumal die übrigen 23 Seiten vor Pferdestärken strotzen und motorisierten Plattitüden stinken. Den Grenzwert überschreitet in dieser Hinsicht der PR-Artikel für den Audi S7 und ein Hotel in Österreich. Zitat: «Autobahn, Sonntag, früh morgens, kein Verkehr, noch Speedlimit und ich den S7 unter dem Hintern: Endlich kann und darf der V8 sein Potenzial ausspielen. Es wäre unanständig, hier die Höchstgeschwindigkeit zu erwähnen, die ich erzielte. Nur so viel: Schneller war ich zuvor höchstens in einem Flugzeug unterwegs.»

S7 und Hotelaufenthalt liess sich der schnelle Schreiber bezahlen. Deklariert hat er dies freilich nicht. Seinen Lohn finanziere ich mit meinem Abonnement leider mit. 400 Franken mittlerweile im Jahr.

Postskriptum: Es gibt bei der «Neuen Luzerner Zeitung», so viel zur Ehrenrettung, durchaus Redaktionsmitglieder, die gerne ohne Benzin unterwegs sind. Das Ressort Stadt und dort insbesondere der langgediente Redaktor Hugo Bischof beobachten die Veloszene in Luzern aufmerksam. Vergangene Woche punktete die NLZ mit zwei grösseren Artikeln zum Thema.

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