Jene, die den Verkehr als Problem beklagen, sind selber Teil davon

Die Stadt Luzern hat ihre Bewohnerinnen und Bewohner gefragt, wie ihnen ihr Wohnort gefällt. Eines der Ergebnisse kann nicht überraschen. Zitat aus der Medienmitteilung vom 23. Oktober 2012:

«Die Zufriedenheitswerte bei der Beurteilung der Situation der Autofahrerinnen und Autofahrer fallen mit 28 Prozent vergleichsweise tief aus. Ähnlich zeigen sich die Zufriedenheitswerte betreffend der Situation der Velofahrerinnen und Velofahrer (36 %). Mehrausgaben für die Verbesserung der Situation des Langsamverkehrs werden von der Mehrheit gewünscht (54 %).»

Stadträtin Manuela Jost (GLP) hat gegenüber den Medien «Handlungsbedarf» geortet. Sie verwies auf auf das Gesamtverkehrskonzept für das Agglomerationszentrum Luzern, das erarbeitet worden sei. Bei grösseren Projekten wie Spange Süd, Spange Nord und Tiefbahnhof sei man auf die Zusammenarbeit mit dem Kanton und Bund angewiesen.

So weit so gut. Oder so schlecht. Was der Velofahrer (auch) bei der neuen Luzerner Baudirektorin vermisst: Dass mal ein Politiker oder eine Politikerin hinsteht und sagt, was Sache ist: Dass nämlich die 72 % der Befragten, die mit der Verkehrssituation in Luzern unzufrieden sind, schätzungsweise zu einem sehr grossen Teil selbst zur Misere beitragen und also wesentlicher Grund dafür sind. Ändern lässt sich dies nur mit Druck und Anreizen: Einschränkungen des motorisierten Individualverkehrs und grossen Investitionen in den Langsamverkehr. Damit es attraktiv und vor allem schnell wird, mit dem Velo und Bus unterwegs zu sein. Von selbst kommt die Spezies Autofahrer nämlich nicht zur Einsicht, dass Verkehrsprobleme nicht ohne eine gewisse Einbusse an (vermeintlicher) Bequemlichkeit zu haben sein wird.

Symptombekämpfung

Damit sei nicht auf Konfrontation mit den Autofahrer gemacht, der Velofahrer gehört selbst zu diesen. Aber die Politik gefällt sich darin, Verkehrsprobleme als Symptome zu betrachten und entsprechend zu bekämpfen. Will heissen: Für mehr Verkehr werden noch mehr Strassen gebaut. Diese werden dann feierlich eröffnet und sodann fleissig befahren. Auf dass ein paar Jahre später, bei der nächsten oder übernächsten Bevölkerungsbefragung, nicht mehr 72 % mit der Verkehrssituation unzufrieden sein werden, sondern nur noch 71. Das wird dann als Erfolg verbucht werden.

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