Velofahren kurbelt die Volkswirtschaft an

Würden in der Schweiz doppelt so viele Leute velofahren wie heute, brächte dies einen volkswirtschaftlichen Nutzen von jährlich rund 2 Milliarden Franken. Grund: Velo fahrende Menschen bewegen sich mehr, sie sind dadurch gesünder, sterben später, verursachen weniger Behandlungskosten und Produktionsausfälle und sie belasten die Umwelt weniger . Um dieses Ziel zu erreichen, müsste der aktuelle Modalsplit (5.3% Veloanteil am Gesamtverkehr) lediglich auf das Niveau von Winterthur (10%) oder Basel (11%) angehoben werden.

Dies – für unsereins nicht überraschend – hält eine Studie des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Zürich fest. Die Untersuchung unter dem Titel «Ökonomische Abschätzung des volkswirtschaftlichen Gesundheitsnutzens des Langsamverkehrs» verwendet eine von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelte Methode, das sogenannte «Health Economic Assessment Tool». Dieses errechnet aus Angaben zum Langsamverkehr – etwa der Anzahl Kilometer, die zu Fuss zurückgelegt werden – die Verminderung des Sterberisikos und weist dieser einen Geldwert zu. So fliessen einerseits berechenbare Produktionsausfälle und Heilungskosten mit ein. Andererseits sind auch «immaterielle Kosten» und schwer zu bezifferbare Kosten mitberücksichtigt, wie beispielsweise Schmerzen oder Leid.*

Die im Mai 2012 erschienene Studie verwendet Daten des Mikrozensus Verkehr 2005 des Bundes. Danach gehen Schweizerinnen und Schweizer im Schnitt täglich 35 Minuten zu Fuss und fahren 4 Minuten Velo. (Mittlerweile ist der Mikrozensus 2010 erschienen, die Zahlen unterscheiden sich nur geringfügig.) Diese körperliche Bewegung senkt das Risiko, frühzeitig zu sterben, bei Fussgängern um durchschnittlich 26 Prozent, bei Velofahrenden um 7 Prozent. Dies entspricht gemäss der Studie über 5‘300 verhinderten Todesfällen insgesamt (davon 700 durch Velofahren). Für die Deutschschweiz weist die Studie Pro-Kopf-Nutzen durch die positiven Gesundheitseffekte von rund 2800 Franken fürs Zu-Fuss-Gehen und rund 550 Franken fürs Velofahren aus, insgesamt 17.4 Milliarden Franken pro Jahr.

Es braucht wenig, um viel zu erreichen

Und es bräuchte wenig mehr, um noch viel mehr herauszuholen. «Bereits relativ geringe Veränderungen im Langsamverkehrsverhalten, wenn sie auf breiter Bevölkerungsebene erreicht würden», brächten «einen bedeutenden monetären Nutzen mit sich», halten die Forscher fest. So würde etwa 1 Kilometer mehr Velofahren pro Tag auf Bevölkerungsebene einen monetären Nutzen von knapp 2.7 Milliarden Franken mit sich bringen. Wenn alle 5 Minuten mehr pro Tag zu Fuss gingen, liessen sich gesamtschweizerisch 565 Todesfälle verhindern und damit Nutzen von jählich 1.8 Milliarden Franken erreichen.

Die Studie der Universität Zürich ist ein wichtiges Argument für die beispielsweise in Zürich angenommene Städteinitiative. Deren Ziel, den motorisierten Individualverkehr um 10 Prozentpunkte zu senken, werde wohl zu Recht als ambitiös eingestuft, schreiben die Forscher. Aber: «Den Bedenken, dass ein entsprechender Zuwachs im Langsamverkehr nur zu einem sehr hohen Preis erreicht werden könne, können nun geschätzte jährliche Gesundheitsnutzen beim Erreichen des Ziels von über 40 Millionen Franken gegenüber gestellt werden.»

 

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