Am Schweizerhofquai in Luzern steht seit einigen Wochen ein Barometer, das anzeigt, wie viele Velofahrerinnen und Velofahrer dort täglich durchfahren. Gezählt wird an Luzerns Hauptachse wie an sieben weiteren Stellen schon seit Herbst 2011 – am Schweizerhofquai sind die Werte nun aber neu in Echzeit sichtbar. Es sei wichtig, der Bevölkerung aufzuzeigen, wie viele Velofahrer täglich in der Stadt Luzern unterwegs seien, sagte der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula gegenüber Radio Pilatus. Es waren immerhin schon 7000 am Tag (Spitzenwert vom 21. August 2012 gemäss luzernmobil.ch).
Wobei: Viel sind das nicht, angesichts des motorisierten Verkehrs, der sie hier überrollt. Die Aktion ist sympathisch. Wenn Luzern auf mich als Velofahrer zählt, lasse ich mich gerne als solcher zählen. Das Barometer ist ein Instrument der Verkehrsplanung und Teil der Umsetzung eines politischen Auftrags. Im September 2010 erteilte das Stimmvolk dem Stadtrat den Auftrag, den Fuss- und Radverkehr sowie den öffentlichen Verkehr zu fördern, indem es das «Reglement für eine nachhaltige städtische Mobilität» annahm, den Gegenvorschlag zur verworfenen Städteinitiative.
Platz schaffen für den wirtschaftlich notwendigen Verkehr
Die 12’000 Franken, welche das Velobarometer gemäss Medienberichten gekostet hat, sind zwar für angesichts der roten Zahlen in der Stadtkasse eine Menge Geld, jedoch gut investiert im Hinblick auf den Profit, den eine velofreundliche Stadt abwirft: Sie wird zum lebensfreundlichen und lebenswerten Wohnort. Wer, wie die Jungfreisinnigen in einem Leserbrief in der «Neuen Luzerner Zeitung», Ausgaben wie für das Velobarometer kritisiert, vergisst, dass die Förderung des Langsamverkehrs die günstigste und nachhaltigste Massnahme ist, den motorisierten Verkehr zu unterstützen. Will heissen: In einer Stadt, die dazu einlädt, zu Fuss zu gehen oder das Velo zu benützen, kommt auch zügig voran, wer mit dem Auto oder dem öffentlichen Verkehr unterwegs sein muss.
Der Luzerner Stadtrat Adrian Borgula (Grüne), veranwortlich für das Ressort Verkehr, sagt, es könne «ohne grössere Probleme auf 20 bis 50 % der Autofahrten verzichtet werden». Dazu braucht es aber weitere Verbesserungen im öV-Angebot, bessere und sicherere Fuss- und Velowege im Siedlungsbereich. Es brauche auch innovative Lösungen beim Autoverkehr wie vermehrtes Auto-Teilet, Steigerung der Passagierzahlen pro Auto und intelligente Verkehrssleitsysteme. «Damit könnte der Platz frei gemacht werden für den wirtschaftlich wirklich notwendigen Verkehr.»
Trotzdem wird von motorisierter Seite bei jeder Gelegenheit kritisiert, wenn für – aus ihrer Sicht – verhältnismässig viel Geld ins Velo investiert wird. Ihr sei zu bedenken gegeben, was Nicole Soland in ihrer Kolumne «Rücklicht» im neusten «velojournal» auf den Punkt bringt: «Angesichts solcher Diskusionen juckt es einen, mal kurz darauf hinzuweisen, dass die bestehenden Strassen fürs Velo längst genügten.»