Alpenpässe sind schön. Landschaft und die darin gelegten Strassen. Viele fahren mit dem Töff darüber. Andere mit dem Auto. Ich lieber mit dem Velo. Dafür gibt es Gründe. Vor zwei Tagen, an einem herrlichen August-Tag über den Furka und Grimsel pedalierend, hatte ich Zeit, darüber nachzudenken. Weshalb krampft sich unsereins gerne einen Berg hoch? Summa summarum: Weil es kein Krampf ist, sondern Freude. Die folgende Liste ist unvollständig und darf gerne ergänzt werden.
- Weil wir einfach gerne auf zwei Rädern und mit eigener Kraft unterwegs sind. Einen Wanderer fragen wir schliesslich auch nicht, weshalb er einen Berg hochkraxelt.
- Weil es ein Hochgefühl auslöst, oben anzukommen, und weil die Talfahrt jede Menge Glückshormone freisetzt.
- Weil unsere Alpen- und sonstigen Pässe zumeist durch wunderschöne Landschaften führen und oft Meisterleistungen des Strassenbaus sind.
- Weil der Übergang von einer hochprozentigen Steigung in eine mässigere das unbeschreibliche Gefühl auslöst, bergauf zu fliegen. Dasselbe gilt für die paar flacheren Meter in Haarnadelkurven.
- Weil eine Passstrasse, von weitem erblickt, zwar mitunter am eigenen Verstand und Formstand zweifeln lässt, für gewöhnlich schon nach den ersten Metern vor meiner Angriffslust klein beigeben muss.
- Weil es ein weiter anspornendes «Das hätten wir schon mal» auslöst, jene Kuppe erreicht zu haben, die man vom Tal aus gerade noch zu erblicken vermochte.
- Weil die Pedaliererei bergwärts Zeit lässt, mit sich selbst zu spielen. Diesmal zählte ich die Pedalumdrehungen, rief jeden erreichten Hunderter laut in die Landschaft und kam am Ende auf 3500. Womöglich waren es mehr, Verzähler sind mit zunehmender Höhe nicht auszuschliessen.
- Weil man, passfahrend, gut mit sich selbst Wetten abschliessend kann: Wie hoch komme ich, ohne aus dem Sattel steigen zu müssen? Ohne aufs kleinste Kettenblatt schalten zu müssen? Ich kam diesmal in beiderlei Hinsicht bis zum Hospiz.
- Weil aus letzterem Hinweis folgt: Passfahren gibt viel mehr Energie zurück als es kostet.
- Weil ein weiteres unbeschreibliches Gefühl jenes ist, nach den ersten paar Kurven zu spüren: In diesem Tramp vermöchte ich heute unendlich hoch zu fahren. Wohl wissend, dass diese Er-Fahrung gewiss nicht bis zur Passhöhe dauern und der innere Schweinehund einem noch früh genug auflauern wird.
- Weil der Velofahrer, anders als der Töff- und Porschefräser, die kleinen Dinge unterwegs noch zu erblicken vermag. Und er den Käfer, der sich todesmutig übers Asphaltband wagt, nicht unausweichlich plattwalzt.
- Weil Passfahren auf dem Velo, zumal unter strahlender Sonne, jede Missstimmung verfliegen lässt und Dankbarkeit aufkommen lässt – gegenüber sich selbst, der Schöpfung und ihrem Schöpfer, ihrer Schöpferin. Was wiederum sehr zufrieden macht.
- Weil es jedesmal eine Herausforderung ist, eine Portion von alledem mit in den Alltag zu nehmen und daselbst zu leben.
https://www.velofahrer.ch/velotouren/?album=1&gallery=38″ color=“blue“ size=“large“]Bilder zur Furka-Grimsel-Passfahrt gibt es hier[/button]