Millionen für Autostrassen, Brosamen für Velowege

Die «Neue Luzerner Zeitung» berichtet in ihrer Ausgabe vom 3. September 2013 über die Misere.
Die «Neue Luzerner Zeitung» berichtet in ihrer Ausgabe vom 3. September 2013 über die Misere.

Es ist, irgendwie und verflixt nochmals, nicht zu fassen: Seit bald einem Jahr ist in Luzern das Trassee der Zentralbahn frei, weil die Züge die Stadt neu in einem Tunnel unterqueren. Doch die Politik bringt es nicht fertig, die längst geschmiedete Idee, das Trassee zu einem Veloweg zu machen, auch umzusetzen. 4.8 Millionen Franken würde das Projekt kosten und Luzern eine wirklich attraktive, zwei Kilometer lange Verbindung von Horw/Kriens her ins Zentrum bringen. 2 Millionen Franken wollen Bund und Zentralbahn beisteuern. Der Kanton Luzern jedoch will daran gerade mal 600’000 Franken entrichten. Dies hält er in der eben veröffentlichten Antwort auf einen parlamentarischen Vorstoss im Kantonsrat fest. (*) Mehr liege nicht drin, windet sich die Regierung, weil der Veloweg nicht im aktuellen Strassenbau-Programm des Kantons enthalten sei. Die Stadt Luzern als Initiantin des Projekt hatt vom Kanton 1.8 Millionen erhofft, in den Rest hätten sich die Stadt, Kriens und Horw geteilt.

Die Gründe für das Hin und Her hier weiter auszubreiten, ist müssig. Denn es handelt sich vorliegend tatsächlich  um «keinen ernsthaften Betrag», wie sich der Krienser Gemeinderat Cyrill Wiget in der heutigen (4. September 2013) «Neuen Luzerner Zeitung» ärgert. Tatsächlich knausert hier der gleiche Kanton, der unlängst 100 Millionen für den neuen Autobahnanschluss Buchrain ausgegeben hat, derzeit 190 für den Umbau des Seetalplatzes verbaut und mit weiteren 150 Millionen für die Spange Nord rechnet, bei einem Projekt, das für den Veloverkehr ebenso bedeutend ist wie jedes der erwähnten für den motorisierten. Die Geldbeträge dafür stehen freilich in keinem Verhältnis: Für eine ungleich tiefere Summe würde es der neue Veloweg für zahlreiche Pendler attraktiv machen, umzusteigen.

In seiner aktuellen Kantonsstrategie (gültig seit 2011) hält die Regierung fest: «Das Verkehrsvolumen im Kanton Luzern nimmt nach wie vor zu. Das Verkehrssystem stösst schon heute auf den Hauptachsen und in der städtischen Agglomeration an Kapazitätsgrenzen. Ohne entlastende Massnahmen droht Luzerns Erreichbarkeit beeinträchtigt zu werden.» – Richtig. Entlastungen sind aber nicht nur durch Umfahrungen und Schnellstrassen zu erzielen. Sondern auch Veloverbindungen, die zum Umsteigen animieren, weil sie sicher und schnell sind.

(*) Der Titel der «Neuen Luzerner Zeitung» vom 3. September 2013 zu dem Thema ist irreführend. Die Redaktion schreibt, der Kanton zahle «nun doch». Ja, er zahlt. Aber nicht «doch». Und schon gar nicht so viel wie erwartet.

 

Teile diesen Beitrag

Kommentar verfassen