Hier können Velofahrer Wutpunkte verteilen

131101_wutpunkte_kleinDer Strassensheriff (Nachtrag 2017: strassensheriff.de ist nicht mehr online), eine App, mittels derer Falsch- und Radwegeparker gemeldet und angezeigt werden können, verursacht in Deutschland ziemlichen Medienwirbel. Initiant Heinrich Strößenreuther hat sein Projekt hier in einem Gastbeitrag vorgestellt. Einen anderen Weg gehen die Macher von wutpunkte.de. Diese Plattform ermöglicht es Bürgerinnen und Bürger, auf Missstände im öffentlichen Raum hinzuweisen und Verbesserungsvorschläge zu machen. Im Idealfall nehmen Politik und Verwaltung diese wahr und reagieren. Eliot Steinpilz, der für wutpunkte.de arbeitet, stellt das Projekt im folgenden Gastbeitrag vor.

Verändern, statt nur zu meckern

Liebe Leserinnen und Leser, mein Name ist Eliot Steinpilz und ich arbeite an dem Projekt wutpunkte (www.wutpunkte.de). Unser Projekt wurde vor mittlerweile über einem Jahr ins Leben gerufen. Anfangs war es eine studentische Schnapsidee, welche den Begriff Wutpunkte, den der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger erstmals im Zusammenhang mit dem Blitzmarathon benutzte, aufgriff. Ziel war es, eine Idee zu verwirklichen: Jeder interessierte Bürger soll öffentlich preisgeben können, wo ihn etwas stört und vor allem was. Dafür setzt man bei uns ganz einfach einen Punkt auf einer interaktiven Karte. Diesen können anschließend andere Nutzer kommentieren, teilen und unterstützen.

Damit bei uns nicht ausschließlich gemeckert wird, sondern vornehmlich etwas verändert, haben wir einen speziellen Account für Politiker und Kommunen eingerichtet. Diese sind so direkt über die Missstände in ihrer Region informiert und können versuchen sie zu beheben (auch in eigenem Interesse). Manchmal genügt es jedoch auch schon, wenn ein Wutpunkt genügend Anhänger hat. Das zeigte das Beispiel Essen Kupferdreh vor einigen Monaten: Die Bürger waren durch eine Baustellenabsperrung von der Außenwelt abgeschottet und kamen morgens nicht mehr zur Arbeit. Durch die zahlreichen Wutpunkte wurde innerhalb von kurzer Zeit ein Durchgang geschaffen. Die Anwohner dankten es unserem Team.

Gemeldet werden kann alles

Melden kann man bei uns so gut wie alles. Ob Falschparker, Raser, nicht behindertengerechte Bahnhöfe, Hundekot oder Lärm, unsere Kategorien sind sehr vielfältig. Zusätzlich haben wir nach unserem Relaunch neue Kategorien geschaffen, um das Themenspektrum weiter zu vergrößern. Mittlerweile kann man seine wutpunkte auch auf Institutionen, Universitäten, diverse Freizeiteinrichtungen, Gebühren, politische Entschlüsse und vielem mehr markieren. Auch das Thema Fahrradfahren kommt bei uns nicht zu kurz: Radwege, Schlaglöcher, Beschilderungen, Straßenbeleuchtung, Gefahrenstellen oder Verkehrsaufkommen, all das ist fester Bestandteil von wutpunkte.de.

Für Fahrradfahrer auch sehr interessant sind alle Kategorien rund um das Thema Umwelt. Wer fährt schließlich nicht gerne mal mit dem Zweirad durch eine schöne idyllische Landschaft und genießt dabei die intakte Natur?

Hier einige Beispiele für Anliegen von Radfahrern:

In der Schweiz wird wutpunkte.de noch nicht genutzt. Aber auch dort kann man von den Vorteilen profitieren. Wer einen Missstand dort kennt kann ihn selbstverständlich markieren. Das Anliegen werden wir dann weiterleiten.

Wutpunkte ist digitale und direkte Demokratie. Genau aus diesem Grund passt unser Portal sehr gut in die Schweiz. Wir sind gespannt auf die ersten wutpunkte dort.

Auch übers Smartphone möglich

Missstände melden geht im Übrigen bei uns nicht nur über PC und Laptop, sondern auch mit unserer mobilen App (IOS und Android).

Das Projekt wutpunkte.de begann anfangs ohne Finanzierung. Einer der Gründer ist Informatiker und bastelte vor einem Jahr innerhalb von wenigen Tagen die erste Seite zusammen. Mittlerweile wird die Seite von einem Unterstützer, der von Anfang an von dem Vorhaben begeistert war, mit etwas Geld gefördert, um die laufenden Kosten zu decken. Geld verdienen ist derzeit erst mal sekundär, es geht uns um die Sache an sich. Beschwerden sollen nicht mehr in Emailpostfächern bei den Behörden versickern, sondern tranparent für alle sichtbar sein.

Städteranking geplant

Derzeit gibt es noch viele Punkte, welche noch nicht behoben sind. Das liegt daran, dass es noch nicht genügend politische Ansprechpartner gibt. Dies wird sich jedoch ändern, sobald unsere Neuerungen umgesetzt sind. Wenn Ihr jemanden kennt, macht ihn auf unser Projekt aufmerksam. In Zukunft soll auf der Seite noch einiges umgestaltet werden: Jede Stadt bekommt bald eine eigene Seite, auf der alle wutpunkte aus der Region angezeigt werden. Auch politische Ansprechpartner wird es auf den neuen Stadtseiten geben. Darüber hinaus soll es ein Städteranking geben. So kann man in Zukunft seine Stadt bewerten und gleichzeitig sehen wie andere das Ganze beurteilen.

Auch Positives wird bei uns in Zukunft nicht zu kurz kommen. So kann man auch schöne Seiten der Stadt, in Form von Bildern und Texten, mit anderen teilen. Es wird eine Menge zu entdecken geben!

Weitere Informationen:

Eliot Steinpilz ist 20 Jahre alt und studiert Jura in Berlin. Er ist seit fünf Monaten bei wutpunkte.de für den Bereich Presse/Marketing zuständig.

Beispiel für eine Wutpunkt-Markierung auf der virtuellen Landkarte.
Beispiel für eine Wutpunkt-Markierung auf der virtuellen Landkarte.
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1 Kommentar

Das ist ja direkt ein Grund, ein Smartfon zuzulegen 😀

Wobei, in Zürich können Probleme rund ums Velo unter https://www.zueriwieneu.ch/reports deponiert werden. Leider endet dieser Pilot im 2014.
Die Antworten reflektieren leider oft klar und deutlich die „Wichtigkeit“ der Anliegen von Velofahrenden und zu Fuss gehenden in der zukünftigen 2000 Watt-Stadt….
z.B. https://www.zueriwieneu.ch/report/2462
(diese Stelle wurde übrigens letztes Jahr neu gebaut, die „Auffahrt“ beginnt etwas hinter dem Auto und wenn der Weg per Zufall mal nicht grad verstellt ist, muss plötzlich gebremst werden…)
oder https://www.zueriwieneu.ch/report/3219
bzw. https://www.zueriwieneu.ch/report/713 – es gibt einige dieser Parkplatzwüsten
https://www.zueriwieneu.ch/report/1938

Immerhin beantworten die verschiedenen Stellen üblicherweise etwas „kompliziertere“ Fälle, wenn die Anfrage weitergeleitet wird. Trotzdem, die Haltung gegenüber dem „Langsamverkehr“ schimmert mehr oder weniger durch.

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