«Auch Velofahrende haben Anspruch auf ein Netz von sicheren und durchgehenden Routen und möglichst direkten und attraktiven Verbindungen zu allen wichtigen Zielen, ergänzt durch ein genügendes Angebot an Abstellanlagen.» So festgehalten in einem gemeinsamen Positionspapier von Fussverkehr Schweiz und Pro Velo, datiert vom 3. Oktober 2002 und hier nachzulesen.
Ob man sich bei Fussvekehr Schweiz, dem Fachverband der Fussgänger/-innen, sich dieses gemeinsamen Bekenntnisses noch erinner? Jedenfalls schimpft in der «Neuen Luzerner Zeitung» vom 7. Februar 2013 der Präsident der neuen Regionalgruppe Luzern, Kurt Aeschlimann, mehrfach über die Velofahrer. Dass (auch) in Städten vorab der Autoverkehr das Zu-Fuss-Gehen (und Velofahren) ungemütlich und gefährlich macht, davon ist hingegen in dem Interview nicht die Rede. Das nimmt man hin. Im heutigen «20 Minuten» wiederum beklagt sich Thomas Schweizer, Geschäftsleiter von Fussverkehr Schweiz, darüber, dass Velofahrer Trottoirflächen in Anspruch nähmen, was gesamtschweizerisch ein grosses Problem sei. Zitat: Mittlerweile fehle bei den Velofahrern das Unrechtbewusstsein. Sie würden gar nicht mehr unterscheiden, wo sie Fussgängerzonen legal mitbenutzen dürfen und wo diese ausschliesslich für die Fussgänger reserviert seien. Immerhin stellt Schweizer anschliessend fest, es müssten «neue Lösungen gefunden werden» und es müsse «an einer neuen Verkehrskultur gearbeitet werden». Er plädiert «für eine strikte Veloführung auf der Fahrbahn». Dort müsse genügend Platz für die Velos geschaffen werden.
Damit hat Thomas Schweizer recht. Wenn bloss seine Feststellung an zuständiger Stelle auch verinnerlicht und zum zum politischen Programm gemacht würde. Velofahrende sind gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer. That’s it. Alles weitere leitete sich daraus ab. Sie wollen schnell und sicher von A nach B gelangen, sie erwarten Rücksicht und haben selbst rücksichtsvoll zu sein, und sie werden ungeduldig und mitunter wütend, wenn man sie vergisst und verdrängt. Dann, das stimmt, weichen sie auch mal aufs Trottoir aus. Manche tun dies aus Bequemlichkeit, stimmt; aber die meisten weichen aus, weil ihnen ihr Leben lieb ist und sie nicht im Stau stecken mögen.
Wir bezahlen unsere Velowege mit
Nicht weiter erstaunlich ist, dass der «20 Minuten»-Artikel online eine Flut von negativen Leserkommentaren ausgelöst hat, in denen haufenweise Vorurteile wiedergekäut werden. Zum Beispiel dieses: «Hauptsache keine Steuern bezahlen und trotzdem werden Velowege gebaut.» Die Behauptung wird nicht wahr(er), indem sie ständig wiederholt wird. Velowege werden aus Gemeinde- und Kantonssteuern bezahlt, die Velofahrende ebenso entrichten wie Automobilisten. Für ihre Autobahnen hingegen müssen die Motorisierten schon selbst aufkommen.