Wirtschaftsfreundliche Mobilitätsmanager fahren Velo. Aber nicht in Basel

Pendler verstopfen die Strassen, in den Zügen und Trams treten sie sich auf die Füsse. Das ist in Basel nicht anders als sonst in einer Stadt. Angesichts dessen erscheint die Absicht der Handelskammer beider Basel löblich, die Unternehmen in die Pflicht zu nehmen. Die Wirtschaft verursache Verkehr, also sei sie auch gefordert, «ihren Beitrag zur Verbesserung zu leisten», heisst es im Papier «Wirtschaftsfreundliches Mobilitätsmanagement Basel», das die Handelskammer vergangene Woche veröffentlicht hat. Die Massnahmen, die darin vorgeschlagen werden, reichen «von sicheren Veloabstellanlagen und Veloverleih bis hin zu finanziellen Anreizen wie einem Umweltbonus, der jedem Mitarbeitenden zur Finanzierung von Abonnementen im öffentlichen Verkehr ausbezahlt wird», ist in einer Medienmitteilung zu lesen. Weitere Möglichkeiten: Carsharing, Parkplatz- oder Flottenmanagement.
Einverstanden: Unternehmen sollen nicht nur von guten Rahmenbedingungen profitieren, sondern auch dazu beitragen, dass diese gut bleiben. So recht ernst ist es der Handelskammer (ihr Auftraggeber ist der Kanton) aber nicht. Zum einen sieht sie das «wirtschaftsfreundliche Mobilitätsmanagement» lediglich als Beitrag, «die Defizite in der Infrastruktur zu überbrücken», wie sie schreibt. Dazu gehört zwar einerseits im öffentlichen Verkehr die Durchmesserlinie Herzstück, jedoch ebenso auf der Strasse der Rheintunnel oder der Zubringer Allschwil.
Zum anderen geht die Handelskammer nicht ernsthaft darauf ein, welche Rolle das Velo als billigstes und wirkungsvollstes Verkehrsmittel auf Distanzen bis fünf Kilometer spielen könnte. Sie findet es zwar eine gute Idee und schlägt beispielsweise Duschen am Arbeitsplatz oder Steckdosen für Elektrovelos vor. Mit einem Satz entlarvt sie sich aber als Absender, der das Velo wohl nur durch die Windschutzscheibe kennt: «Mit guten Veloabstellanlagen und insbesondere auch mit der Bereitstellung von zusätzlicher Infrastruktur wird es deutlich attraktiver, für den Arbeitsweg auch spontan das Velo zu nutzen.»
Auch spontan? Sind da vielleicht zwei Wörter zu viel in den Satz gerutscht? Ich befürchte viel mehr Absicht dahinter. Der Velofahrer stellt deshalb auch spontan einen Streichungsantrag. Im Sinn von wirklich wirtschaftsfreundlichem Mobilitätsmanagement.

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