Die Schweizer kaufen viele Velos. Aber noch viel mehr Autos

2015 wurden in der Schweiz 323’000 neue Velos verkauft. Dsa sind fast gleich viele wie 2014 (325’000) und ein bisschen mehr als 2013 (313’000). Dies meldete der Branchenverband Velouisse am 11. März. Schön, denkt man, da kurbelt doch einiges rum auf unseren Strassen. Bis man die Zahl mit jener der motorisierten Strassenfahrzeuge vergleicht, die im vergangenen Jahr neu in Verkehr gesetzt wurden: 427’000. Diese Zahl teilte das Bundesamt für Statistik am 4. Februar mit. Und weiter: «Das sind beinahe so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2012. Entsprechend ist auch der Gesamtbestand gegenüber 2014 deutlich angewachsen, und zwar um 102’000 auf 5,9 Millionen Fahrzeuge (+1,8%).» Zum Vergleich: In der Schweiz gibt es etwa 3,9 Millionen Velos, schätzt Velosuisse. Davon würden etwa 2,7 bis 2,9 Millionen tatsächlich bewegt, der Rest fristee sein Dasein in Garagen, Kellern und Estrichen. Hinzu kommt, was das Velo betrifft: Der Anteil Elektrovelos an den Verkäufen steigt stark, es wird also immer weniger aus eigener Kraft pedaliert. Nach Angaben von Velosuisse wurden 2015 66’332 Elektrovelos verkauft gegenüber 49’362 im Jahr 2014 und 57’613 2013.

Mit anderen Worten: Die Schweiz ist und bleibt ein Autoland. Und wer Velo fährt, wird immer bequemer.

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3 Kommentare

Kein Pedelec («E-Bike») bewegt sich von allein. Zumindest nicht in der Schweiz; die hier zugelassene «Schiebehilfe» dient nur dazu, das Bike z.B eine Kellertreppe hinaufzuschieben. Ich habe noch eine Anfahrhilfe an meinem älteren S-Pedelec, die bringt max. 6 km/h.

Leider scheinen viele Leute ohne Kenntnisse zu meinen, man könne da draufsitzen und dann fährt es sich von allein z.B. den nächsten Hügel hoch. Denkste. Es geht nur einfacher und man ist nicht total verschwitzt! Das Gefühl ist, wie wenn hinten ständig jemand anschiebt – aber sobald man aufhört zu trampen, steht man still.

Und wer damit ins Büro pendelt, ist schliesslich froh, wenn er das mit den normalen Bürokleidern tun kann und dort auch nicht duschen muss (abgesehen davon, dass das die wenigsten Arbeitnehmer anbieten).

Lieber ein Velopendler, der sich seinen Arbeitsweg mit einem Pedelec vereinfacht als sich neu ein Auto kauft.

Liebe Helena, ich gehe voll mit dir einig, vor allem, was den letzten Satz betrifft. Gleichwohl widerspiegelt sich in den ungleich höheren Verkaufszahlen der Autos das, was ich täglich erlebe, bis ich mit dem Velo aus der Stadt (Luzern) raus bin: ein motorisiertes Blech-Durcheinander, das mitunter so dicht ist, dass selbst ich auf zwei Rädern (wie letzten Freitag) im Stau stehe. Ein Teufelskreis: Das macht es dann erst recht nicht attraktiv, das Velo zu nehmen. Ganz zu schweigen von der weitherum fehlenden Infrastruktur.

Ja leider hast Du recht. Von holländischen oder dänischen Zuständen sind wir noch meilenweit entfernt. Dennoch nehme ich – rein gefühlsmässig – auch hier in Zürich mehr und mehr Velos zu den Stosszeiten wahr. Und das trotz der unmöglichen oder nicht vorhandenen «Infrastruktur». Es mag mehr Autos geben, aber es gibt immer noch Velofahrer. Es wäre nur wichtig, wir würden uns alle mehr organisieren, ich bin z.B. Mitglied bei Pro Velo. Irgendwer muss ja für unsere Interessen einstehen.

Ich sehe Länder wie Norwegen, wo Oslo bald die Innenstadt ganz für Autos sperrt. Andere Grossstädte wie Paris, Sevilla, New York usw. bauen mehr und mehr sichere Velo-Infrastruktur. Das Auto wird in Innenstädten mehr und mehr verbannt werden, da bin ich sicher, denn es ist einfach nur ein Platzfresser und es ist egoistisch, wenn Leute ganz allein damit in die Stadt gurken für ein Käfeli oder zur Arbeit pendeln, obwohl es u.U. auch mit dem Velo ginge. Ob wir diese schönen Zeiten noch erleben werden, bezweifle ich leider, aber arbeiten wir daran. Immerhin haben auch schon 50% der Haushalte hier gar kein eigenes Auto mehr, diese Leute sind ja auch an sicherer Veloinfrastruktur interessiert, denn der ÖV kann den Pendlerstrom auch nicht mehr schlucken.

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