Velomittwoch, #velozh: Weil das Velo erlebt werden muss

In jüngster Zeit ists an dieser Stelle wenig verlautbart worden. Grund dafür sind die jene drei Initiativen, die ebendies fördern, womit ich derweilen die Zeit verbracht habe: das Velofahren. Wenns es sich am Morgen um sechs schon kurzbehost zur Arbeit radeln lässt und zwölf Stunden später umgekehrt die Sonne immer noch vom Himmel brennt, verausgabe ich mich lieber im Sattel als vor dem Bildschirm. Das Velo will erlebt werden. Darum geht bei ebendiesen Initiativen. Deren erste:

#velozh: Nicht nur für Zürcher

Das Velofahren in der Stadt «besser und sicherer»: Das will Pro Velo Zürich mit der Kampagne #velozh. Diese soll zeigen, «wo das Velofahren Freude macht, aber auch wo Velofahrerinnen und Velofahrer behindert oder gar gefährdet werden», wie es in einer Medienmitteilung heisst. Seit dem 7. Juni sind alle Zürcher Velofahrerinnen und Velofahrer eingeladen, auf der Plattform veloZH.ch oder auch via Instagram mit dem Hashtag #veloZH ihre Beiträge
zu veröffentlichen. Ziel der Kampagne ist es, «der Zürcher Velo-Community ein Gesicht und eine Stimme zu verleihen sowie ihre Befindlichkeit zu reflektieren», so die Mitteilung weiter.

Um für Verkehr auf der Plattform zu sorgen, plant Kampagnenleiter Dave Durner, die Velogemeinde mit konkreten Aufgaben, Fragen, Wettbewerben und Umfragen zu aktivieren. Natürlich sollen die einzelnen Beiträge über die sozialen Netzwerke verbreitet werden und so eine breite Öffentlichkeit erreichen. In einer zweiten Phase werden ab Sommer 2018 die Beiträge ausgewertet und geordnet, um der politischen Velo-Lobby neue Munition für ihren Einsatz zugunsten einer schnellen Verbesserung der Velo-Infrastruktur zu liefern.

Diesbezüglich brauchts, gelinde gesagt, noch viel Sensibilisierungsarbeit, Ich liess mich vergangene Woche in eine Facebook-Diskussion verwickeln, die aus der Verlinkung eines «TagesWoche»-Meinungsbeitrags des Basler Grossrats Raphael Fuhrer (Grüne) entstanden war. Fuhrers Feststellung: «Velofahrerinnen und Velofahrer sind nicht das Böse. Im Gegenteil: Sie tun viel Gutes. Für sich selbst, aber noch mehr für die Allgemeinheit.» Wir müssten darum «wirklich jeden Velofahrer lieben». Was Facebooker Patrick Stahel so kommentierte: «Sie sind nur rücksichtslos und verdammte Rowdies. Ich fordere Nummernschilder in der Grösse von Motorrädern und konsequent gleich-hohe Bussen. Und ich bin nicht allein: 95% im Tele-Züri-Ted stimmten JA dazu. Danke Nationalrat Hans-Peter Portmann.» Oliver Schmid doppelte nach: «Patrick, du hast sowas von recht!» – Den Rest können wir uns eigentlich sparen; es entspann sich daraus eine Diskussion der altbekannten Art.» Tesla-Fahrer Schmid («Mehr als 2 Tonnen schwer, Abgase = 0.») wäre ein Kandidat dafür, eine Woche lang mit einem schnellen E-Bike zwangsumgerüstet und gezwungen zu werden, über #velozh seine Erfahrungen als Velocipedist in der Autowelt zu teilen.

Druck für Veränderungen machen

Sichtbar machen, wo das Velo unter die Räder kommt oder aber Freude macht, will auch die neue Web-Plattform und App bikeable.ch. Sie läuft bis dahin in einer Beta-Version. Nutzerinnen und Nutzer fotografieren und beschreiben gefährliche Stellen für Velofahrerinnen und -fahrer und kommentieren diese. Diese Stelle wird auf der Kartenansicht markiert. Userinnen und User voten für die übelsten Stellen. Die mit den meisten Votes landen zuoberst auf der «Wall of Shame». Angezeigt werden können aber gute Lösungen. Ziel, von bikeable.ch, so die jungen Macher: «den Velofahrerinnen und -fahrern die Möglichkeit zu geben, die Verbesserung der Infrastruktur voranzutreiben und mitzugestalten. Sie zeigen den Verantwortlichen auf, wo Veränderung am dringendsten notwendig ist und welche Lösungen die höchste Akzeptanz finden.»

Velofahren findet nicht am Schreibtisch statt. Es muss erlebt werden, um verstanden zu werden. Verkehrsplaner und -politiker, die sich selbst nicht in den Sattel schwingen, können mithilfe der Community immerhin zu einer virtuellen Probefahrt bewegt werden. Und diese erhält mit Plattformen wie velozh.ch oder bikeable.ch die Möglichkeit, Leid und Freud‘ Ausdruck zu verleihen.

Der Mittwoch wird zum Velotag

Schlicht eine Mitmachaktion fürs Velo ist der «Velomittwoch», eine neue Kampagne von Pro Velo Schweiz. Rund ein Drittel aller Autofahrten und zwei Drittel der Fahrten im öffentlichen Nahverkehr seien kürzer als 3 km. Als ideales Nahverkehrsmittel sei das Velo schnell und wendig, ohne Treibstoff und emissionsfrei unterwegs, kostengünstig und förderlich für die Gesundheit, heisst es in einer Medienmitteilung. Ein Wettbewerb will deshalb jede Woche Anreiz zum Umsatteln schaffen. Wer sich am Mittwoch aufs Velo oder E-Bike schwingt, mindestens 3 Kilometer fährt und seine Fahrten mit der Velo-Mittwoch-App aufzeichnet oder unter www.velomittwoch.ch einbucht, kann Preise gewinnen. Die Teilnehmenden wählen zuerst ihren Wunschpreis aus. Je nach Preis sind unterschiedliche Distanzen zurückzulegen. Wer die verlangte Strecke absolviert hat, nimmt an der Verlosung teil.

Der Velo-Mittwoch wird unterstützt von EnergieSchweiz, der Migros, dem Bundesamt für Gesundheit sowie weiteren Partnern.

Sommer in der Stadt, so und hier macht Velofahren Freude: auf dem Drahtschmidli-Steg in Zürich. | © 2017 Dominik Thali

 

 

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