Bike to work ist auch bike to talk

Gestern auf der Heimradelei: Auf der Anhöhe bei Eschenbach halte ich rechts an, damit mich das Traktor-mit-Mähdrescher-Monster passieren kann. Das Strässchen ist hier kaum drei Meter breit. Einen Steinwurf vorher war jener Bauern, ebenfalls pedalierend, hinter mir eingebogen; seinen Hof weiter vorn quere ich seit Jahren jeden Tag. Ich kenne seinen Namen, aber es hat sich noch nicht mehr als ein freundliches Kopfnicken ergeben. Jetzt steigt er neben mir ab, ich ergreife die Gelegenheit und spreche ihn an. Wir waren bis dahin per Sie, jetzt heisst der schon leicht graubärtige Bauer Ueli. Vor 15 Jahren ungefähr, als ich noch die Redaktion der Lokalzeitung leitete, schrieb der junge Kollege über das Theaterprojekt des Bauernvereins, den Ueli damals präsidierte. Das Bild habe ich noch vor Augen. Ueli erinnert sich und staunt, dass ich mich noch erinnere. Er hakt ein, ich will dieses und jenes von seinem Betrieb wissen, die grosse Photovoltaik-Anlage auf dem Dach interessiert mich, am Ende kommt das Gespräch auf das Strässchen, das bald saniert werden müsste und wie schwierig es ist, sich für den Kostenteiler dafür zu einigen.

Wir stehen da mit unseren Velos in der Windstille unter der Feierabendsonne, es passiert uns manches Auto und muss ins Wiesland ausweichen, aber keine Ungeduld drängt. In ihrem Büchlein «Das Glück hat zwei Räder» schreibt das Autorenpaar Claudia Nietsch-Ochs und Robert Ochs über ihr tägliches Hin und Her auf dem Velo: «Kein zielgerichtetes, systematisch geordnetes Denken findet im Fahren statt. Es denkt in mir, spontan, ins Bewusstsein einbrechend.» Das erlebe ich an diesem Abend aufs Neue. Begegnung ist mir zugefallen, eine Viertelstunde Plauderei geschenkt worden.

Künftig werden Ueli und ich einander beim Namen rufen.

Teile diesen Beitrag

Kommentar verfassen