Im Winter spielt der Velofahrer Passquartett

Dieser Titel stimmt natürlich nicht. Im Winter fährt der Velofahrer (auch) Velo. Doch das Passquartett in der Schlagzeile ist der Suchmaschinen-Optimierung geschuldet: Dieses und «Velofahrer» müssen da rein, damit der nun folgende digitale Lobpreis auf die kleine velocipedistische Spielerei im Netz auch gefunden wird. Rechtzeitig. Denn: Wer seinen Lieben (oder seine Liebe, meinetwegen) zwischendurch vom Sattel ins Sofa holen will zwecks Verbringung eines halben Stündchens ohne aktives Pedalieren, legt ihm (oder ihr, meinetwegen) ein Passquartett untern Christbaum. (In Klammern: Im Idealfall beschenken sie und er sich damit natürlich gegenseitig.)

Das Passquartett ist das grosse Alpenbrevet für den Spiel- und Stammtisch. Vom Col de la Croix im Westen bis zum Umbrail im Osten bündelt es 32 cyclistische Herausforderungen in Kartenform. Zu jeder notiert sind Höhenangabe und Höhenmeter, Steigung im Schnitt und maximal sowie Streckenlänge der Anfahrt beiderseits. (Klammer 2: Zwischen Croix und Umbrail liegt unter anderem der Pragel, mit 17 Prozent Maximalsteigerung vom Muotathal her die pass-ende Knacknuss.)

Pässe und die Geschichten dazu

Ein Testspiel gestern Abend mit der Angetrauten hat ergeben: Beim Passquartettlen lässt sich a) etwas lernen und es ist b) endlos, wenn man es nach der Auto-und-Flugzeugquartett-Methode wie einst als Schulbub spielt. Kaum hat man einen Grossen erklommen und seiner Gegenüber abgeluchst, verliert man denselben beim nächsten Durchgang wieder, weil der Grosse bezüglich durchschnittlicher Steigung leider zur Kategorie Weicheicher gehört. Ergebnis c): Die Angetraute fährt zwar gerne Velo, zum Biolädeli, zur Sammelstelle und mit Sack und Pack in die Ferien. Aber über Pässe lieber nur in Richtung der Schwerkraft. Will heissen: Das Passquartett ist ein Zeitvertreib besser für die Höhenfresser und Selbstquäler unter der radfahrenden Zunft. Selbige, und das darf gerne in die Spielregeln eingebaut werden,  plagieren dafür bei jeder Karte von ihren pass-ablen Heldentaten. Solches Spielen lässt eine Quartettrunde zum verschwitzten Männerabend ausufern. Klar. Analoges Fachsimpeln ist alleweil gemütlicher, als digital auf Strava gegen unsichtbare Gegner anzustrampeln oder «Quäl dich» von unerreichbaren Höhen zu träumen.

Nach dem Legenden- das Passquartett

Schöpfer des Passquartetts sind die Brüder Gaspare und Pietro Loderer; zwei Velo-Gepickte, die bereits diese Tricots mit den Namen von Schweizer Pässen vertreiben. Er und sein Bruder und hätten sich überlegt, «wie man die Emotionen, die beim Pässefahren entstehen, wecken kann», sagt Gaspare. «Und da sind mir sofort die schönen Pässebilder von Berthold Steinhilber oder Michael Blann in den Sinn gekommen.» Das Wissen um das vor einigen Jahren erschienene Legendenquartett zum Radpsort («ein super schönes Produkt») führte schliesslich zur Idee des Passquartetts,. Gaspare, Jurist und auf dem Weg zum Doktor, buchte darauf hin an der Uni einschlägige Programmkurse und nahm die Sache selbst in die Hand. Nun hoffen die beiden Brüder, das Quartett bereite vielen Veloenthusiasten genauso Freude ihnen selbst.

Passquartett Schweiz, Fr. 19.-, www.passtricot.ch

 

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