Kleine Schweden-Radelei oder: In kurzen Hosen durch die Eiszeit

In Südschweden ist die Eiszeit noch nicht beendet und die Insel Gotland eigentlich ein Korallenriff: Beste Voraussetzungen, um ein paar Wochen durch die Gegend zu radeln. Wir haben sie während sechs Wochen erkundet.

Der Minuspunkt vorab: Eine Velotour auf Gotland erfordert Zeit für die An- und Heimreise. Weil Fliegen keine Option ist und die Schwedischen Staatsbahnen keine Velos befördern, sind hin und zurück je drei bis fünf Tage einzurechnen. Wie viel letztendlich, richtet sich danach, ob man auf den  450 bis 500 Kilometern, die es von Trelleborg im Süden bis an den Fährhafen Oskarshamn sind, selber in die Pedale tritt oder jene Abschnitte, die Privatbahnen und Busse bedienen, die Velos mitnehmen, darauf setzt. Weil wir sechs Wochen Zeit hatten, sah unsere Anreise so aus:

  • Mit dem Nachtzug von Basel nach Hamburg, weiter mit dem Zug nach Rostock.
  • Mit der Fähre nach Trelleborg; sechs Stunden Überfahrt
  • Der Rest mit dem Velo, ausgenommen der der Abschnitt Bromölla-Karlskrona, auf dem wir die Bahn nahmen.
  • Damit waren wir bis Oskarshamn sieben Tage unterwegs und legten auf der Insel Tjurkö vor Karlskrona einen Ruhetag ein.

Was die Eiszeit vor 10’000 Jahren in Südschweden und Gotland hinterlassen hat, ist eine vom Eis geformte Landschaft, die zum kurzweiligen Radeln einlädt. Es ist nie flach, aber es gibt auch keine langen Anstiege: hunderte kleine Bergpreise dafür. Die Schären, diese rotbraunen Felsbuckel, um- und über die wir kurven, sind die rundgeschliffene Hinterlassenschaft der Urzeit; kleine Eilande im Wasser, hingeworfene Hügel auf dem Festland.  Und manchenorts ist die Eiszeit auch noch gar nicht beendet: Das Land, vom Gewicht des Eises befreit, lässt die Schärenklippen jedes Jahr ein Stückchen höher aus dem Wasser ragen. In Kalmar etwa, das an unserem Weg lag, hebt sich die Erde immer noch zwei bis vier Millimeter pro Jahr.

Gotland wiederum war vor 400 Millionen Jahren ein Korallenriff, wovon die Rauken zeugen, diese eigenartigen Gesteinstürme, die nichts anderes sind als Riffkörper, die später der Kraft der nagenden Wellen besser zu widerstehen vermochten als das umliegende Sedimentsgestein.

Über unsere zweieinhalb Wochen auf Gotland werde ich nächstens (die Ausgabe steht noch nicht fest) im «velojournal» berichten. Fürs erste müssen hier deshalb Bilder genügen, die auch von der Fortsetzung unserer Reise erzählen: Die Fähre von Gotland brachte uns nach Västervik, von wo aus wir nach Stegeborg pedalten und ab dort dem Götakanal entlang fuhren. Das heisst: Viel Land und Landschaft, viel Wasser mit den beiden grossen Seen Südschwedens, dem Vättern- und Vänernsee. Ziel war Göteborg; ein idealer Start- wie Endpunkt, da von hier eine Nachtfähre von und nach Kiel gibt, das wiederum nur anderthalb Stunden Zugstunden von Hamburg entfernt liegt.

Ich habe die Routen der einzelnen Etappen nicht aufgezeichnet, sondern nachträglich auf Komoot eingetragen. Der Verlauf stimmt also nicht genau und der GPX-Track kann nicht ohne weiteres übernommen werden.

Routenführung Etappe 1, Trelleborg-Oskarshamn, 18.-24. Juni 2019

Routenführung Etappe 2, Gotland, 25. Juni-11. Juli 2019

Routenführung Etappe 3, Västervik, Göta-Kanal, Göteborg 13.-24. Juli 2019

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