Ein gutes Velo. Ein guter Wein. Oder umgekehrt

Ein guter Tropfen krönt eine schöne Tour. Aus der Toskana gibt’s jetzt dafür den passenden Rosso.

Vom algerischen Radrennfahrer Abdel-Kader Zaaf (1917–1986) wird berichtet, er habe während der Tour de France 1950, auf der 13. Etappe von Perpignan nach Nimes an der Spitze liegend, bei einem Gasthaus gestoppt, um seinen Durst mit zwei Flaschen Weisswein zu löschen. Anschließend soll er, Zitat Wikipedia, am Strassenrand ein kurzes Nickerchen gehalten haben, aus dem ihn Zuschauer aber bald aufweckten. Zaaf setzte sich auf sein Rennrad – und fuhr in seiner Verwirrung in Richtung des Startortes zurück. Zur 14. Etappe trat er danach nicht mehr an.

Alkohol sei einst für viele Fahrer einst ein Grundnahrungsmittel gewesen, selbst während eines Rennens, berichtet Reifenhersteller Continental aus der Geschichte der Tour. Der Sieger der ersten Austragung 1903, Maurice Garin, sei ein Liebhaber von Wein und Zigaretten gewesen und legte unterwegs gerne Pausen bei verschiedenen Bars eingelegt. Im Jahr 1935 sodann habe fast das gesamte Peloton angehalten, um mit Einheimischen etwas zu trinken.

Grüsse von Don Camillo und Peppone

Am Giro d’Italia, der erstmals 1909 ausgetragen wurde, mag es bisweilen ähnlich weinselig zu- und hergegangen sein. Was den Weinkonsum des Siegers von 1919 betrifft, Costante Girardengo (1893–1978) ist diesbezüglich allerdings nichts überliefert. Der Piemonteser dominierte den Giro damals vom Start bis ins Ziel mit sieben Etappensiegen. 102 Jahre später ehrt ihn die Familie Stucchi-Prinetti vom Weingut Badia a Coltibuono mit einer Abfüllung, die jetzt in den Verkauf gelangt ist. Das Gut Badia a Coltibuono liegt in der Toskana und wird biologisch bewirtschaftet; in der Schweiz sind seine Weine über Delinat erhältlich.

Der Sangiovese Costante mit der wunderschönen Etikette erinnert an die Verbindung der Familie mit Girardengo. Hans Wüest, Redaktor der Delinat-Zeitschrift «Weinlese», schreibt, die Stucchi-Prinettis seien für kurze Zeit im Velogeschäft tätig gewesen. Der Sieg von Costante Girardengo beim Giro d’Italia 1919 habe zweifellos zum Ruhm des Unternehmens beigetragen, da er ein Stucchi & C.-Rad gefahren sei.

Prinetti Stucchi & C. wurde gemäss Delinat-Angaben 1874 von den Ingenieuren Giulio Prinetti und Augusto Stucchi gegründet. Zu Beginn stellten sie Korkstopfen und Nähmaschinen her. 1882 erweiterten sie ihre Tätigkeit auf Fahrräder und 1898 auf die Herstellung von motorisierten Drei- und Vierrädern. Das Unternehmen schloss 1926 und verkaufte das Geschäft. An die alten Zeiten erinnert unter anderem die Erzählung «Die Lotterie» des Schriftstellers Giovanni Guareschi, in der die beiden Protagonisten, Don Camillo und Peppone, über ein Stucchi-Fahrrad diskutieren.

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