Das Bundesamt für Strassen (Astra) stellt Verkehr her. Es befindet in Ittigen bei Bern. 750 Meter weiter gleichenorts hat das Bundesamt für Raumentwicklung (Are) seine Büros. Es ermittelt – unter anderem – welche Folgekosten der Verkehr verursacht. Das ist gewissermassen: bundesamtliche Selbsterhaltung.
«Ein Marktversagen»
Ende Juni hat das Are die neusten Zahlen zu den Folgenkosten der Mobiität veröffentlicht. 2019 verursachten der Strassen-, Schienen- und Schiffsverkehr in der Schweiz externe Kosten von fast 14 Milliarden Franken. Das sind Kosten, welche die Verursacherinnen und Verursacher nicht selbst tragen: die Folgen von Luftverschmutzung, Lärm und Unfällen. «Das Vorliegen von externen Kosten bedeutet, dass das Verursacherprinzip nicht ausreichend umgesetzt ist und aus volkswirtschaftlicher Sicht ein Marktversagen vorliegt», heisst es in dem Bericht.
Ebenfalls 2019 bauten Bund, Kantone und Gemeinde Strassen und damit verbundene Einrichtungen für 9.4 Milliarden Franken, wie das Bundesamt für Statistik hier ausweist.
Der Verkehr und seine Folgekosten schlugen in besagtem Jahr also mit 23.4 Milliarden Franken zu Buche. Und der volkswirtschaftliche und Umweltschaden der Mobilität überstieg jenen des Strassenbaus um die Hälfte. Ein – siehe oben – Marktversagen sondergleichen.
Halt, mögen rechenstarke Ökonomen hier einwenden. Dieser Vergleich greift zu kurz und berücksichtige nicht einmal alle Mobilitätsformen. Immerhin schaffe der Strassenbau zum Beispiel Arbeitsplätze und führe letztendlich zu Steuereinnahmen. Das stimmt, doch buchhalterische Schönfärberei lenkt bloss davon ab, was Sache ist. Die schlechte Luft hat uns 2019 statistisch 17’500 Lebensjahren gekostet, 94’000 Tonnen Ernteausfälle beim Getreide, 139 000 bei Gemüse und Früchten, 39’300 Asthmatage bei Kindern und 27’000 Spitaltage wegen Erkrankungen durch Luftverschmutzung verursacht. «Verkehrsbedingte Schäden», bilanziert das Are trocken.
Den Grossteil der externen Kosten verursachte mit gut 80 % der Strassenverkehr. (Betrachtet man nur den privaten motorisierten Verkehr, sind es 70 %.) 8 % sind dem Fuss- und Veloverkehr anzulasten, 10 % dem öffentlichen Verkehr und 11 % dem Luftverkehr. Der Rest entfällt auf den Schiffsverkehr.
Die 1.1 Milliarden beim Fuss- und Veloverkehr sind vor allem auf selbstverursachte Unfallkosten zurückzuführen. Zu Fuss zu gehen und Velo zu fahren nützt andererseits der Gesellschaft. Wer seine Beine braucht und pedaliert, ist weniger krank. Das führt zu weniger Produktionsausfällen in der Wirtschaft. Das Are beziffert diesen gesundheitlichen Nutzen für 2019 auf 1.4 Milliarden Franken. Der Fuss- und Veloverkehr schneidet damit insgesamt als einzige Mobilitätsform unter dem Strich im Plus ab. «Für externe Nettonutzen sollten die Nutzenstiftenden entschädigt werden», fordert das ARE in seinem Bericht. Ein solcher Anreiz «wäre aus volkswirtschaftlicher Sicht wünschenswert».
Die Zahlen steigen weiter
Ansonsten: Es wird immer teurer. Oder auch: schlimmer. Die Ergebnisse für 2019 seien gegenüber 2018 erneut gestiegen (plus 1,4 %), stellt das Are fest. Gemäss seinen Angaben sind seit 2010, dem Beginn der systematischen Erhebung, die externen Kosten des Verkehrs um 16 Prozent gestiegen.