Einer trage des anderen Last. Mit dem Velo

Das Velociped in Kriens hat ausgebaut und positioniert sich neu auch als Lastenvelo-Spezialist auf dem Markt. Das zeugt von Weitsicht und Ausdauerbereitschaft. Doch das Potenzial ist gross.

In seinem Brief an die Galater fordert der Apostel Paulus selbige auf, einer solle des anderen Last tragen. Dass Paulus dabei nicht an Lastwagen und Sattelschlepper dachte, ist hinlänglich bekannt. Auch Cyrill Wiget (60): Der Gründer des Velounternehmens Velociped in Kriens ist Theologe.

Wiget weiss indessen auch: Die Hälfte des Güterverkehrs in den Städten könnte auf zwei Rädern bewältigt werden. Lastenvelos fahren am Stau vorbei und kommen deshalb schneller an. Sie sparen Kosten, pusten keine Abgase aus und machen keinen Lärm. «Lastenvelos sind ein Beitrag an die dringend nötige Verkehrswende und für das Klima», sagt Wiget. Das Velociped hat deshalb am 2. März das erste Cargobike-Center der Zentralschweiz, wie es sich englisch nennt, eröffnet. Das zeugt von Weitsicht und Bereitschaft zur Ausdauer. Denn Lastenvelos sind keine Selbstverständlichkeit auf der Strasse. Doch das wird sich mit jeder Staustunde ändern. Christiane Arold, Leiterin des neuen Velociped-Bereichs sagt, das Velociped wolle damit «einen Beitrag für eine moderne, urbane Mobilität leisten und Firmen wie Familien beim Umsatteln zu unterstützen», wie es in einer Medienmitteilung heisst.

In der historischen Industriehalle auf dem Bell-Areal, wo sich seit zwei Jahren die Velociped-Werkstatt befindet, stehen rund 25 Lastenvelos und Transportanhänger für Familien und Unternehmen zur Ansicht und für Testfahrten bereit. Die Vielfalt ist gross: Christiania, Cube, Bullitt, Butchers & Bicycles, Hinterher, Yoonit, Riese & Müller, Tern und UrbanArrow heissen die Marken. Mit der Eröffnung des Cargobike-Centers finde die Umnutzung der Halle in einen modernen Mobilitäs-Hub seinen Abschluss, heisst es in der Mitteilung weiter. Verkauf, Montage, Service der Lastenräder befänden sich nun unter einem Dach.

Gesetz schränkt Entwicklung ein

Unabhängig von der Eröffnung in Kriens erklärte einen Tag später Pro Velo in einer Medienmitteilung, auch in der Schweiz hätten Lastenvelos «ein grosses Potenzial». Die Lobbyorganisation weist auf die neue Übersicht des Europäischen Radfahrerbundes (ECF) hin, die zeige, wie stark sich die Präsenz von Lastenvelos in Städten in den letzten Jahren bereits entwickelt hat. Für Pro Velo sind Lastenvelos «einer der Schlüssel für klimaneutrale und lebenswerte Städte», da zur Lösung gleich mehrerer städtischer Probleme beitrügen.

Gemäss Pro Velo gibt es allerdings noch drei grosse Hindernisse für die rasche Entwicklung der Lastenvelos: die gesetzlichen Einschränkungen bei den Fahrzeugen, die Breite der Veloinfrastrukturen und die fehlenden Abstellplätze.

Die Gewichts- und Breitenbeschränkung von Lastenvelos müsse liberalisiert werden. Ebenso der Transport von Kindern auf den verschiedenen Typen von Elektrovelos. Pro Velo weist auch darauf hin, dass Radstreifen und -wege oft noch zu schmal für Lastenvelos seien. Es brauche auch Logistik-Hubs, die das Umladen von Last- und Lieferwagen auf Lastenvelos ermöglichten.

Schliesslich seien Lastenvelos zu gross sind für Veloabstellplätze, weshalb es für diese zusätzliche Parkflächen brauche. Pro Velo schlägt deshalb dem Bund vor, Autoparkplätze generell für Lastenräder freizugeben.

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