«Velos sind eine der am stärksten und immer durchdringenderen Subkulturen dieser Zeit», heisst es im Vorwort von «Velo – 2nd Gear». Vielleicht hebt dieses wunderbare Buch das Velo da und dort, in diesem und jenem Kopf aus der Sub- in die anerkannte Kultur, macht bewusst, dass das Velo dasjenige Verkehrsmittel ist, das in den Städten und Agglomerationen nicht nur eine Menge Mobilitätsprobleme lösen kann, sondern, nebenher gewissermassen, viele Menschen dabei glücklich machen kann.
Der Titel des beim Berliner Gestalten-Verlag erschienenen Fotobands ist in zweierlei Hinsicht Programm: «Velo – 2nd Gear», zweiter Gang, heisst er einerseits, weil «Gestalten» schon 2010 unter dem Titel «Velo: Bicycle Culture and Design» seine Liebe zur pedalgetriebenen Fortbewegung zwischen Buchdeckeln gepresst hat. Anderseits zeigt dieser Band das Velo als weit mehr denn blosses Fortbewegungsmittel: Als Berufswerkzeug, als Kunstgegenstand, als Lebenshaltung. Dies macht die Lektüre überaus kurzweilig, und zwar für den Liebhaber ebenso wie den Neuling: Ersterer gerät ob der velophilen Fülle ins Schwärmen, der zweite erlebt dabei – so unsereiner Hoffnung – das eine und andere Aha-Erlebnis und lässt sich dadurch im besten Fall motivieren, sich mal wieder in den Sattel zu schwingen. Darum geht es letzten Endes ja: Dass die Welt ihr Blech in die Garage stellt, sich unterwegs aufm Rad begegnet und Spass daran hat. Will heissen: In Büchern blättern ist zwar gut, Velofahren aber noch besser.
Für vergnügliche Velostunden
In diesem Buch macht das Blättern freilich ausserordentlich Spass. «Zeit» online hat «Velo – 2nd Gear» auf ihrem Fahrradblog einen Fotoband genannt, der zum Surfen einlade. Die Beschreibung trifft: «Velo – 2nd Gear» zeigt das Velo farbig und grossformatig in all seinen Facetten. Es lädt in Shops und Designerstudios ein, nimmt mit auf Tour, stellt ausgefallene Einfälle vor, ohne dabei zum Werbeprospekt zu verkommen. Gleichzeitig sind im Anhang die Webadressen aller vorgestellten Projekte und Ideen zu finden, sodass man sich zur Lektüre auf dem Sofa am besten den Laptop aufs Beistell-Tischchen stellt. Das garantiert manch vergnügliche Stunde.
Dies wünsche ich solch einem Buch: Dass es möglichst viele dieser betonierten und motorisierten Verkehrspolitikerinnen und -politiker zur Pflichtlektüre vorgesetzt bekommen und dabei entdecken, dass das Velo kein Nebenher- und Auch-noch-Fortbewegungsmittel ist, auf dem ein paar Rowdys sich vor ihre Kühlerhauben wagen. Sondern der Ausdruck sinnvoller, nachhaltiger Mobilität mit eingebautem Zufriedenheits- und Glücksfaktor.
[blue_box] «Velo—2nd Gear. Bicycle Culture and Style», Verlag Gestalten, Berlin, Januar 2013, Format 24 x 28 cm, 256 Seiten, Hardcover, in englischer Sprache, ISBN 978-3-89955-473-1, ca. Fr. 48.00[/blue_box]