Manche Bekanntschaften ergeben sich, aus Radlersicht, buchstäblich im Vorüberfahren. So geschehen vor Wochenfrist. Da meldete sich beim Velofahrer ein gewisser Patrick Held aus Bückeburg in Deutschland mit der Bemerkung, er finde meinen Blog «echt gut gemacht». Er habe mit 18 seinen eigenen Laden aufgemacht – «im Internet und vor Ort mit Reparatur». Patrick und schlug vor, wenn ich Lust hätte, «könnten wir uns ja gegenseitig verlinken oder vielleicht jeweils einen kurzen Artikel über die andere Person schreiben». Nun, die Anfrage freute mich, aber Lust hatte ich eher wenig. Bis ich mich kundig machte, wo denn dieses Bückeburg liegt. Und ich feststellte, dass ich vergangenen Sommer, der Weser entlang zwischen Hann-Münden und Bremen, auf halbem Weg sozusagen daran vorbeipedalt war. Hätt‘ ich unterwegs eine gröbere Panne gehabt, wer weiss, vielleicht wären wir uns noch begegnet.
Nun, damit war die Verbindung hergestellt, und als ich gelesen hatte, was der Schaumblog (Schaumburgerland heisst die Gegend in Niedersachsen, in der Patrick lebt) über den jungen Mann geschrieben hatte, stellte ich ihm per Mail einige Fragen, die er nachfolgend beantwortet. Kurz und knapp, denn Patrick, mittlerweile 20, bleibt nebst Uni und Velowerkstatt wenig Zeit für die Medienarbeit… (Wobei er dergestalt die Prioritäten durchaus richtig setzt.) Patricks Velogeschäft figuriert unter dem Namen Greenbike-Shop und ist unter dieser Bezeichnung auch im Internet zu finden.
Woher rührt Deine Begeisterung für das Velo?
Ich bin schon früher viel mit Rad gefahren, zur Schule und Touren mit meinem Vater.
Wie kamst Du darauf, einen Laden zu eröffnen?
Weil ich schon lange meine Räder selbst zusammengeschraubt hatte und selbst aktiv im Verein fahre. Des weiteren fiel mir das «Handeln» auch nicht besonders schwer, ich habe schon immer gerne auf dem Flohmarkt oder bei Käufen gehandelt. So beschloss ich, beiden Sachen zu vereinen und einen Fahrradshop aufzumachen.
Wie muss man sich diesen vorstellen?
Ich habe im Keller einen Verkaufsraum schön ausgebaut mit einer kleinen Ausstellungsfläche und Testrädern
Gabs allenfalls noch keinen Veloladen in Bückeburg?
Doch, es gab einen, jedoch wollte ich, im Gegensatz zum normalen Händler, ein grösseres Preisspektrum anbieten − so, dass man auch schon für günstiges Geld ein gutes Rad mit Service und Beratung bekommt
Kommen die Leute zu dir in den Laden ein Velo kaufen oder verkaufst du mehr online?
Das hält sich in Waage, jedoch verlagert es sich auf Grund meines Studium erstmal mehr Richtung online. Danach soll das dann wohl wieder anders aussehen.
Welche Stückzahlen setzest du ab?
Da ich ja auch viel online agiere, sind das momentan knapp 300 Räder im Jahr. Ich verdiene halt an einem Rad nicht so viel − da macht es die Menge. Von daher bekommt der Kunde bei mir für wenig Geld auch schon ein gutes Rad.
Wie hast du das Startkapital beschafft?
Das habe ich mir erarbeitet und fleissig angespart.
Nach welchen Kriterien stellst du dein Sortiment zusammen?
Ich hatte erst eine kleine Menge an Rädern/Teilen und dann habe ich mich «hochgearbeitet». Wichtigstes Kriterium ist bei mir das Preis-Leistungsverhältnis. Und vorallem, dass man ein robustes Rad hat, das auch lange seinen Dienst leistet. Ich verkaufe deshalb auch viele Hollandräder, diese sind robust, langlebig und einfach gestrickt. Und natürlich sehr komfortabel.
Sieht man dich an Messen wie der Eurobike?
Ab und an trifft man mich auch auf Messen oder ich probiere selber ein Rad aus, das ich dann verkaufe
Wie kommst du bei den Lieferanten/Herstellern an als Jungunternehmer… wirst du ernst genommen?
Als Jungunternehmer kam ich bei den Grosshändlern/Herstellern unerwartet gut an. Das hätte ich nicht gedacht.
Welches ist deine Hauptbeschäftigung?
Im Oktober hat mein Studium angefangen −Wirtschaftsingenieur Maschinenbau. Das passt zum Shop: Technik vereint mit Wirtschaft.
Welches ist dein Berufsziel?
Natürlich soll es etwas mit Rädern werden. Ich würde später am liebsten selber eigene Räder bauen. (Wie diese Jungs hier, Anm. der Red.)
Welches Rad fährst du selbst bzw. welche Räder? Und wie viele Kilometer fährst du damit pro Jahr und wohin?
Ich fahre selbst viel alltagsmässig und im Verein. Bin früher mit dem Rennrad Lizenzrennen gefahren. Kilometermässig komme ich leider nicht mehr auf so viel , vielleicht so etwa 5000. Als Schüler hatte man da mehr Zeit zu… Ich war letztes Jahr mit einem Freund in Dänemark, ganz «oben» und sonst mal auf Touren zur Nordsee oder die Weser hoch.
Welche Empfehlung würdest du als Jungunternehmer an allfällige Nachahmer geben?
Meine Empfehlung für Gleichgesinnte: spezialisiert euch auf etwas, zum Beispiel einen Typ, ich verkaufe ja hauptsächlich Hollandräder und in dem Gebiet bin ich durch die leichte Spezialisierung auch schon gut bekannt.
Alle Bilder: Copyright by Sandra Walschek, www.schaumblog.de