Nebenbei: Velofahren bringt frische Luft ins Gehirn

131006_sprechblase_denkenDen nachfolgenden Text habe ich heute als Leserbrief an die Redaktion «Seetaler Bote» in Hochdorf (mein Wohnort) geschickt. Ich reagiere damit auf einen Meinungsbeitrag des em. ETH-Professors Peter Baccini, der in der Nachbargemeinde Römerswil wohnt. Bacchini legt in seinem Beitrag dar, wie das Seetal seine Verkehrsprobleme lösen könnte und vergleicht es mit dem Kanton Obwalden. Er lässt dabei annehmen, dass er das Heil im Strassenbau sieht. Tatsächlich arbeitet der Kanton Luzern, beauftragt von seinem Parlament, zurzeit an einem möglichen Korridor für die dereinst zu bauende Talstrasse. Deren Realisierung ist zwar in weiter Ferne – durch die politische Brille betrachtet freilich nur der fehlenden Finanzen wegen und nicht etwa, weil man zur Einsicht kommen könnte, es gäbe gescheitere Lösungen, als unseren Kindern und Enkeln die Landschaft weiter zuzubetonieren. (Dass das Velo in einer solchen Lösung eine wichtige Rolle spielen würde, muss hier nicht weiter erläutert werden.)

Die Intelligenz bündeln für neue Ideen

«Ein Tal, zwei Seen, eine Strasse», «Standpunkt» von Peter Baccini, «Seetaler Bote» vom 3. Oktober 2013

Peter Baccini fragt sich in seinem «Standpunkt», weshalb es das Seetal bisher nicht geschafft habe, seine Siedlungen vom Durchgangsverkehr zu entlasten und den Ziel- und Quellverkehr zu optimieren. Dabei vergleicht er unsere Region mit dem Kanton Obwalden, der mittlerweile über eine Schnellstrasse ans Autobahnnetz angeschlossen ist.

Gesucht sei eine «Siedlungspolitik für die Seetaler, aber nicht in der bequemen Art von ‹Copy-Paste›, sondern mit eigenen politischen Erfindungen», schreibt Baccini am Schluss. Dieser Aussage ist beizupflichten, wenn er damit meint, für das Seetal sei eine eigenständige, mutige Lösung der Verkehrsprobleme zu finden, die den Generationen nach uns noch Raum zum Leben lässt. Allein, der Titel seiner Meinungsäusserung («Ein Tal, zwei Seen, eine Strasse») und der Verweis auf das Beispiel Obwalden lassen annehmen, dass auch Baccini diese Lösung nur im Strassenbau sieht.

Falls dem so ist: Ich weiss nicht, ob Baccini recht hat. Ich weiss hingegen, dass es auch andere Lösungen geben muss und eine Talstrasse genau jene bequeme Copy-Paste-Lösung wäre, die Baccini für das Seetal nicht will. Doch genau davon – und nur davon – ist in den Sitzungszimmern der Gemeinderäte die Rede: (Zu) viel Verkehr soll mit dem Angebot begegnet werden, noch mehr Verkehr produzieren zu können. Wir sollten die Obwaldner in zehn, zwanzig Jahren wieder fragen, ob sie die Dinge noch gleich sehen wie heute.

Peter Baccini schreibt, es brauche «die Bündelung regionalpolitischer Intelligenz auf einer dafür geeigneten Plattform, die institutionelle Macht erkämpfen kann». Einverstanden. Ich würde von einer solchen Plattform allerdings erwarten, dass sie die Entwicklungsresistenz der politischen Mehrheit ablegt und sich für neue Ideen öffnet.

Der Druck, dies zu tun, wird freilich ohnehin steigen. Im «Tages-Anzeiger» vom 30. September 2013 lässt sich der ETH-Professor und Unternehmer Anton Gunzinger, der sich seit Jahren mit der Nachhaltigkeit unserer Wohlstandsgesellschaft befasst, mit dieser Aussage zitieren: «Unser Verkehrsverhalten ist masslos. Nachfolgende Generationen werden uns deshalb dereinst als dekadente Schweine bezeichnen.»

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