Vorfreude ist (nebst, für manche, der Schadenfreude) die schönste Freude. Was mich betrifft: Steht ein freier Tag an mit der Option, sich in den Sattel zu schwingen, greife ich mir erst die Velokarte Schweiz, um mich im Groben für irgendeine eidgenössische Ecke zu entscheiden, danach für die Feinabstimmung die 60’000er. (Wiewohl diese, soviel in Klammer, zum Radeln fast ebenso wenig taugt wie zum Wandern.) Für die Auffahrtsbrücke, den 14. Mai, kam diesmal das Blatt «Gruyère – Montreux – Gstaad» in die Ortlieb hinten rechts.
Mit dem GA und Velopass als Grundausstattung lässt sich hierzulande fast jedes Ziel binnen eines Tages er-fahren. Aus der Absicht, von Fribourg aus den Lac de Gruyère zur Hälfte zu umrunden, in Broc Richtung Jaun… …abzuzweigen und später via Euschelspass, Schwarzsee, Plaffeien an den Ausgangspunkt zurückzukehren, wurde indessen nichts. Nieselwetter, der eisheilige Bonifatius und der Umstand, Mitte Mai noch Wollhandschuhe tragen zu müssen, sowie der daraus folgende mässige Formstand liessen den hehren Plan auf die Umrundung des Greyerzersees schrumpfen. Der 1000. Jahreskilometer liess sich dabei gleichwohl feiern, und dank eines unfreiwilligen Umwegs waren Mitte Nachmittag gleichwohl 90 Kilometer mehr auf dem Zähler.
Die Route rund um den 13.5. Kilometer langen Stausee zwischen Freiburg und Bulle bietet indessen alles, was die kleine Schweiz ohnehin ausmacht. Auf der Westseite versperrt bezeichnenderweise eine Autobahnbrücke den ersten freien Blick auf das Wasser. Es geht, ansonsten, auch immer mal wieder heftig obsi und nidsi, es gibt kilometerweit schmale Strässchen zu erobern, auf denen sich bei klarem Wetter zweifellos ein herrliches Alpenpanorama geniessen liesse, das eine und andere Naturschutzgebiet macht Freude, man darf auch immer mal wieder mit brausendem Verkehr den Asphalt teilen; wuchernde Baugespanne erinnern sodann daran, dass Wirtschaftsförderung vielerorts mit auf die Landschaft quillender Agglomeration gleichgesetzt wird – und und und. Von den pützleten Bünzli-Häuschen-Gärten, denen entlang das schweizerische Velowegnetz zwangsläufig führt, ganz zu schweigen. Doch gerade Letzteres lässt einen ja auch immer wieder die eigene Erhabenheit spüren: Zu dieser Gattung Volk gehöre ich sicher nicht.
Über alles gesehen also lohnende Abwechslung pur. Dabei war dies erst das erste der drei verlängerten Wochendenenden, die der katholische Kalender in die Zeit zwischen Ostern und Sommerferien gelegt hat. Pfingsten steht an, und Fronleichnam ist nicht mehr weit. Ich greif‘ mir mal die Velokarte.
Mehr Bilder zu dieser Tour findest Du über diesen Link.