Die Populärwissenschaft ist ein beliebtes Tummelfeld der Sonntagspresse. Die Lektüre der «NZZ am Sonntag» hat heute ein Schmankerl dieser Kategorie zutage gefördert. «Der Velosattel für ein besseres Liebesleben», eine zur eben begonnenen Tour de France und zu bevorstehenden Ferien-Velotouren passende Abhandlung. Um Erektionsstörungen vorzubeugen, würden Mediziner einen Sattel ohneVorderteil empfehlen, schreibt Redaktorin Simone Schmid.
Nun, diese Aussage soll hier in keiner Weise ins Lächerliche gezogen werden. Der Velofahrer weiss, wovon er spricht, hat er doch schon des öftern nach längerer Pedaliererei eine gewisse Taubheit im Genitalbereich verspürt. Doch da unsereins nicht unmittelbar vor dem Ins-Bett-sinken im Sattel sitzt, ist ihm, dem Velofahrer, und seiner lieben Frau die Nacht nach der Tour noch nie zur lustlosen Enttäuschung verkommen.
Damit ist auch schon gesagt, dass der Druck im Dammbereich, den Mann je nach Fahrtdauer und Sattelbeschaffenheit unangenehm wahrnimmt, kein wirkliches Problem ist, sondern vielmehr eine Sache des Masses; eine Erkenntnis, auf die weit vor der Erfindung des Velocipeds schon der Arzt Paracelsus (1493-1541) gestossen ist. Denn einerseits, so lesen wir in der NZZ, taugen Sättel ohne Vorderteil nur für Fahrräder mit einer aufrechten Sitzposition. Zitat: «Denn der Sattelspitz hilft beim Steuern und ermöglicht zum Beispiel, dass man bei steilen Anstiegen sein Gewicht weiter nach vorne verlagern kann.» Doch auch sportliche Fahrer könnten etwas gegen Taubheitsgefühle unternehmen. Die einfachste Massnahme sei, so die NZZ, beim Fahren immer wieder die Sitzposition zu wechseln. Zitat Nummero zwei: «Wenn die Radrennfahrer also aufstehen im Sattel, dann planen sie entweder den nächsten Angriff. Oder sie sorgen mal wieder für etwas Durchblutung zwischen den Beinen.»
Das haben wir doch schon lange gewusst.
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