Herrjeh, jetzt hetzt auch noch der «Spiegel» das autofahrende Volk gegen das velofahrende auf. Oder umgekehrt, je nach Sichtweise. Aus dem «Tages-Anzeiger» ist man sich derlei Dispute, die allemal zu hunderten Leserkommentaren führen, ja gewöhnt. Heute titelt der «Spiegel» unter der Überzeile «Pedalisten gegen Blechfreunde» mit diesem Zitat: «Autofahren bedeutet Krieg». Weiter unten kontert die automobile Fraktion ebenso deftig: «Diese gottverdammten Radfahrer!»
Die Krux ist die, wie Autorin Andrea Reidl richtigerweise feststellt: «In Deutschlands Städten wird es enger. Immer häufiger müssen Autofahrer einen Teil ihrer angestammten Verkehrswege an Radler abtreten – was manche Fahrer nicht einsehen. Parallel dazu entwickeln Radfahrer seit Jahren ein neues Selbstbewusstsein: Sie beanspruchen mehr Platz auf den Straßen als Verkehrsplaner ihnen zugestehen. Viele definieren die Straßenverkehrsordnung nach eigenem Gutdünken und entscheiden situationsabhängig, ob eine rote Ampel für sie gilt oder nicht. Kaum weniger egoistisch verhalten sich manche Autofahrer – zumindest ist das die jeweils gegenseitige Wahrnehmung.»
Dem ist nichts beizufügen. Vermutlich melde ich morgen zu einer Weiterbildung als Mediator an und mache mich danach auf, um im Grossstadtdschungel Kasse zu machen. Ich habe gestern und heute auf dem Heimweg gebremst, um einen Bus durchzulassen und einem Autofahrer ermöglicht, in den Feierabendverkehr einzufädeln. Freundliches Kopfnicken war jeweils die Antwort. Ich freue mich, wenn das nächste Mal jemand für mich bremst.
P.S.: Zur Stunde (Dienstag, 13. September 2011, 20.4o Uhr) verzeichnet der «Spiegel»-Ticker 736 Kommentare zu dem Artikel.
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