Ganzjahreszeitliche Liebe zum Velo

Des Winters zeigt sich, wer sein Rad wirklich liebt. Wer nicht nur darauf sitzt, sondern auch darauf, auf dieses Verkehrsmittel setzt. Mit klammen Fingern durch Schneeregen und Kälte pedalt. Manche müssen. Andere wollen. Wieder andere können nicht anders. «Geschmack ist eine kalte Sache», schreibt Bettina Hartz in «Auf dem Rad. Eine Frage der Haltung»: «Wie bei allem, was die Essenz des Lebens ausmacht, ist es auch hier eine immaterielle Grösse, nämlich die Haltung, die man einnimmt, die mehr hilft als alle materielle Ausrüstung.  Zu dieser Haltung aber gehören auf dem Rad, wird man vom Wind gebeutelt, vom Regen bis auf die Haut durchnässt, neben einer gewissen Zähigkeit und der Kraft, inmitten des Unwetters an etwas Schönes zu denken, Humor und die Fähigkeit, die Sachen geradeheraus anzugehen.» Ein langer, aber schöner Satz. Von Johannes Fröhlich, Redakteur und Autor, stammt dieser Vierzeiler, es ist dies die letzte Strophe seiner «Ode an das Fahrrad»:

Es fährt zu jeder Jahreszeit,
Sogar im Winter, wenn es schneit,
Und wenn es glatt ist, meine Lieben,
Dann kann man es zur Not auch schieben.

Reimfertiger hat der Dichter Christian Morgenstern unter dem Titel «Das treue Rad» seine Liebe zum Fahrrad zu Papier gebracht

Der Radfahrkünstler Sausebrand
ist wohlbekannt in Stadt und Land.

Nicht minder kennen Land und Stadt
Rundumundum, sein treues Rad.

Frühmorgens, wenn die Sonn‘ aufgeht,
Rundumundum vom Stroh aufsteht,

geht brunnenwärts mit andrem Vieh
und wäscht sich Miene, Brust und Knie.

Worauf’s, bis man zum Frühstück pfeift,
mit Karo noch ein Weilchen läuft.

Um sieben tritt aus seiner Tür
laut pfeifend Sausebrand herfür.

Und langgestreckten Laufes naht
Rundumundum, sein treues Rad.

Es kniet sich hin wie ein Kamel
und trinkt vergnügt sein Schälchen Öl.

Und freundlich klopft ihm Sausebrand
den Rücken mit der flachen Hand.

Nun aber schnell! Der Herr ruft: Hopp!
und sprengt davon im Hochgalopp.

 

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