Die Meldung, Holland wolle künftig vielbefahrene Radwege im Winter beheizen, um sie nicht mehr pflügen und salzen zu müssen, machte im Herbst einige Schlagzeilen und dürfte da und dort für ein ungläubiges Staunen gesorgt haben. Dass die Technik funktioniert und sich bewähren dürfte, ist nun auf der grossen niederländischen Internetplattform für Verkehrsfragen, verkeersnet.nl, nachzulesen. übersetzt auf der Website des deutschen Bundesverkehrsministeriums:
«In den Niederlanden wird zurzeit nach Methoden gesucht wie Radwege im Winter umweltschonend schneefrei bleiben können, unter anderem die Gemeinden Zutphen und Utrecht erwägen, zukünftig beheizte Radwege zu bauen. Der erste Versuchsaubau mit einem auf diese Weise erwärmten Radweg im Ort Heino (Provinz Overijssel) war sehr erfolgreich. Das bewies das Ingenierbüro Tauw aus Deventer. Temperiertes, durch den Weg gepumtes Grundwasser, soll arbeits- und kostenintensives Streuen und Schneeräumen überflüssig machen.
Bei dem Versuch wurde rund 7 Grad warmes Wasser – wie bei einer Fußbodenheizung – durch Rohre gepumpt. Am Versuchstag konnte der Weg auf einem Temperaturniveau von 3-4 Grad gehalten werden und blieb zuverlässig schneefrei, obwohl es von 7 bis 18 Uhr schneite und die Lufttemperatur um 6 bis 10 Grad unter Null lag. Der Testradweg wurde hinter dem Betriebsgelände einer Kältetechnikfirma errichtet. Dafür wurden Schläuche in Beton verlegt, durch die das Wasser gepumpt wurde. In der Regel hat das in den Niederlanden zur Verfügung stehende Grundwasser eine durchschnittliche Temperatur von 11-15 Grad. Der Test sollte zeigen, wieviel Energie ( bzw. welche Wassertemperatur) erforderlich ist, um den Schnee zuverlässig zu schmelzen. Die Kosten für einen beheizten Radweg sind zwar 10 Prozent höher, aber der Energieverbrauch ist nicht sehr hoch, da Grundwasser verwendet wird. Weil eis- und schneefreie Radwege Unfälle – und somit hohe Folgekosten – verhindern, könnten diese insbesondere an besonders unfallträchtigen Orten wie Brücken oder gefährlichen Stellen auf Schulwegen zum Einsatz kommen.
Das Ingenierbüro arbeitet außerdem an einer Technologie, bei der im Sommer Wasser in einem Asphalt-Kollektor erwärmt und so für den Einsatz im Winter gesammelt wird. Das Konzept wird bereits zum Kühlen und Heizen von Gebäuden verwendet.»
Weniger Unfälle, sinkende Gesundheitskosten
Gemäss «Spiegel online» die Plattform zitiert das federführende Ingenieursbüro – würden sich die Kosten auf 20.000 bis 40.000 Euro pro Kilometer Radweg belaufen. Andererseits würde eine Beheizung der Radwege aber auch erhebliche Kosten einsparen. So müsse im Winter weniger Salz gestreut werden. Und gingen die Unfallzahlen wegen weniger Stürzen auf vereisten Fahrbahnen zurück, wäre das Gesundheitssystem entlastet.
Die Niederländer sind mit dieser Idee gut unterwegs. Dass sich Investitionen in den Langsamverkehr in der Regel lohnen, bestätigt Christoph Merkli, Geschäftsführer von Pro Velo Schweiz, in der aktuellen Ausgabe des «velojournal» zitiert er eine neue Untersuchung: «Dass sich Investitionen in die Veloförderung lohnen, zeigt eine kürzlich veröffentlichte norwegische Studie: Pro NeulenkerIn spart der Staat jährlich rund 4000 Franken für Gesundheit, Infrastruktur und Umweltschutz. Investitionen in Millionenhöhe sind da vergleichsweise rasch amortisiert.»
Beitragsbild: «Spiegel online»