Dreierlei aus der vergangenen Woche. In Kürze, weil der Velofahrer sich an diesem warmwindigen Sonntag auch noch in den Sattel schwingen will.
Zum ersten: «Bei sicheren Wegen bleibt das Auto stehen», titelte nachhaltigleben.ch vor einigen Tagen. Zwar wussten wir das schon lange. Aber die Aussage muss stetig wiederholt werden, damit betonierte Polittäter und motorisierte Verkehrsplaner sich am Ende – vielleicht – von Doktor Google überzeugen lassen. Kurz und bündig also (danke für die Zusammenfassung, liebe Redaktion von nachhaltigleben.ch): Pendler steigen öfter auf das Velo statt ins Auto, wenn im Stadtverkehr die Velowege nicht nur aufgemalt, sondern abgetrennt von der Strasse sind. Und: Sie wechseln dann kaum aus aus Gründen des Umweltschutzes aufs Velo, sondern weil sie mit dem Velo schneller sind als mit jedem anderen Verkehrsmittel und, entscheidend, weil sie sich sicherer fühlen. Zu diesem Ergebnis hat eine Studie der Ryerson Universität im kanadischen Toronto geführt.
Velofahrer sind gute Kunden
Zum zweiten: Auch in meiner Gemeinde Hochdorf und Stadt Luzern heulen die Geschäftsinhaber auf und schwarzmalen die Leserbriefschreiber, soll der Autoverkehr auch nur ein bisschen eingeschränkt oder ein Parkplätzchen aufgehoben werden. Ohne Grund, wie die European Cyclists’ Federation (ECF) nach der Auswertung mehrerer Fallstudien schreibt: Velofahrer sind gute Kunden. Sie geben zwar pro Einkauf weniger aus, aber sie kehren dafür regelmässig wieder. Das «Velojournal», das mich auf den Beitrag aufmerksam gemacht hat, fasst treffend zusammen: Pedalende Käufer seien unter dem Strich die spendierfreudigeren und im Gegensatz zu Automobilisten treueren Kunden. Ein Fakt, der im Zeitalter von Internetshopping nicht zu unterschätzen sei. Haben wir natürlich ebenfalls gewusst, posaunen wir an dieser Stelle aber gerne nochmals in die Amtsstuben und Ratssääle.
Eine Frage der Gewichtung
Zum dritten: Wer zwei Journalisten dasselbe erklärt, kann nicht erwarten, in den zwei Zeitungen auch dasselbe zu lesen. Die Gewichtung eines Stoffs beeinflusst die öffentliche Wahrnehmung jedoch entscheidend und lenkt damit die politische Diskussion in eine bestimmte Richtung.
Am 16. Februar informierten die Stadt Luzern und die Gemeinden Kriens und Horw darüber, wie sie den Verkehr in ihrem gemeinsamen Entwicklungsgebiet Luzern Süd regeln wollen. Die «Neue Luzerner Zeitung» titelte am 17. Februar: «Zahl der Fahrten wird begrenzt» und zitierte den Krienser Gemeindepräsidenten mit der Aussage: «Im schlimmsten Fall müssten Barrieren geschlossen werden.» Angesichts dieser Gewichtung wundere ich mich, dass bis dato Leserbriefe empörter Automobilisten ausgeblieben sind. Die NZZ dagegen schaffte es, auf den Punkt zu bringen, was in Luzern Süd die Politik parteiübergreifend tatsächlich anstrebt: «Doppelt so viele Einwohner ohne neue Strassen», lautete ihr Titel. Die drei Gemeinden setzen auf den Ausbau des öffentlichen Verkehrs, auf kurze und direkte Wegen für die Fussgänger. Attraktiv wird zudem der neue Veloweg auf dem ehemaligen Trassee der Zentralbahn sein, der ab Ende Februar endlich gebaut und auf direktem Weg in die Stadt Luzern führen wird.
Das sind gute Vorschläge. Fehlt nur noch die erste autofreie Siedlung, die sich in Luzern Süd bauen liesse. Die Chancen dafür sind intakt. Die Stadt Luzern und Gemeinde Kriens sind grosse Grundeigentümer in diesem Gebiet.