Velowegkirchen: das sind 16 Kirchen entlang der Herzroute vorab im Kanton Bern, die sich durch ihre Gastfreundschaft auszeichnen. Die Idee, in Deutschland aufgekommen, könnte auch im Kanton Luzern Fahrt aufnehmen.
Kirchen, Wegmarken in der Landschaft, laden Reisende seit jeher zur Rast ein. «Und weil das Christentum schon immer die Gastfreundschaft hochgehalten hat, war es für uns ein kleiner Schritt hin zur Idee der Velowegkirchen: Velofahrende einzuladen, unterwegs bei oder in einer Kirche einen Halt einzulegen», sagt Ralph Marthaler.
«Seelisches Einkehren»
Marthaler ist Beauftragter Kirche und regionale Entwicklung der reformierten Kirche Bern-Jura-Solothurn und hat die Idee vor drei Jahren im Taubertal bei Stuttgart entdeckt. Auf dem Berner Teil der Herzroute, des bekanntesten touristischen Velowegs quer durch die Schweiz, setzte er sie danach um. 24 Kirchen kamen dafür in Frage, gleich 16 bewarben sich um das Label und wurden im Herbst 2015 als Velowegkirchen bezeichnet – 14 bernische, eine aus dem Kanton Freiburg sowie jene von Hüswil im Kanton Luzern. Alle sind nun im Herzrouten-Führer mit Text und Bild erwähnt. «Etwas Einmaliges im Velotourismus», freut sich Herzroute-Miterfinder Kurt Schär, der – nebst dem gastronomischen – das «seelische Einkehren unterwegs» für ebenso wichtig hält.
Offene Kirchen für Velofahrer, die als solche bezeichnet sind, gibt es in Deutschland seit 2001 und sind eine Form des spirituellen Tourismus. Sie liegen an einem Veloweg, sind jeden Tag offen und zeigen ihre Gastfreundlichkeit etwa durch einen Rastplatz, eine Wasserstelle, eine Toilette oder einen Hinweis darauf, ein besonderes Gästebuch oder sonstwie zum Verweilen einlädt. «Wir möchten lebendige Kirchen, die nicht nur am Sonntag offen sind», sagt Marthaler. Zudem, fügt er an: «Kirchen sind fast die einzigen öffentlichen Gebäude, die Velotouristen oder Wanderer vor dem Wetter schützen und Momente der Stille bieten, ohne dass diese etwas konsumieren müssen.»
Weiter im Kanton Luzern?
Offen ist, wie die Idee Velowegkirchen weiter wächst. Marthaler, der um das grosse Interesse der Herzroute-Trägerschaft weiss, hofft darauf, dass der (katholische) Kanton Luzern einsteigt, den diese Route quert. «Es wäre toll, wenn entlang der Herzroute solche Gastfreundschaft der Kirchen immer weiter beworben werden kann.» Dies wäre, so Marthaler, auch «ein fantastisches ökumenisches Zeichen». Die Luzerner Landeskirche war an der Eröffnungsfahrt im Mai vertreten und hat damit Interesse signalisiert. Ob daraus ein Projekt entsteht, ist allerdings noch nicht entschieden. «Die Idee gefällt uns aber. Velowegkirchen sind neue Wege, die uns ansprechen», sagt Gregor Gander, Leiter der Fachbereiche.
Laut Marthaler enscheiden die Initianten im Herbst, wie es weitergeht. Wahrscheinlich werde das Projekt ausgeweitet. do
- www.refbejuso.ch, nach Velowegkirchen suchen
- www.radwegekirchen.de